Lesestoff für Al-Baghdadi
Islamische Geistliche schreiben offenen Brief
Mehrere hundert muslimische Geistliche verfassten einen offenen Brief an IS-Führer Al-Baghdadi. Inzwischen haben über 100 islamische Geistliche das Schreiben unterzeichnet und bei Facebook ist die Anzahl «Likes» auf über 100'000 gestiegen.
Nicht weniger als 24 Punkte umfasst die Post, die Al-Baghdadi von muslimischen Geistlichen erhalten hat. Unter anderem unterstreichen sie, was nötig ist, um eine Fatwa auszusprechen. Zudem sei es sachlich falsch, einzelne Verse oder nur Teile davon einzusetzen, ohne zu prüfen, was verwandte Passagen im Koran und den Hadithe dazu sagen.Um sich in die Rechtsprechung einzuschalten müsse man zudem die arabische Sprache beherrschen – was zumindest im Führungskreis der IS der Fall ist. Im Islam sei es verboten, die zeitgenössische Realität zu ignorieren, wenn man Gesetze herleitet.
«Christen schlecht behandeln ist verboten»
Verboten sei beispielsweise auch das Töten von Unschuldigen (wobei die IS ihre Opfer grundsätzlich als «schuldig» betrachtet). Darüber hinaus sei das Umbringen von Abgesandten, Botschaftern, Diplomaten, Journalisten und Mitarbeitern von Hilfswerken verboten. Ausserdem wird der Dschihad als defensiver Krieg dargestellt. Wenn er nicht für die richtige Sache sei, sei er nicht erlaubt (die IS freilich sieht sich im Kampf für das Richtige).
Menschen dürfen im Islam zudem nicht als Nicht-Muslime dargestellt werden, wenn sie nicht offen ihren Unglauben deklarieren. Verboten sei ausserdem, Christen und den «anderen Menschen der Schrift» Leid zuzufügen und sie schlecht zu behandeln. Obligatorisch sei, die Jesiden als Menschen der Schrift anzuerkennen.
«Gräber zerstören verboten»
Ausserdem dürfen Menschen nicht dazu gezwungen werden, zum Islam zu konvertieren. Frauen und Kinder dürfen ihrer Rechte nicht beraubt werden (wobei die islamische Rechtsprechung und die völkerrechtliche Auffassung nicht unbedingt Hand in Hand gehen).
Des Weiteren sei es verboten, Menschen zu foltern (eine Passage, von der sich beispielsweise auch die Islamische Republik Iran inspirieren lassen darf). Weiter dürfen Gräber und Schreine von Propheten und Begleitern nicht zerstört werden. Daneben dürfe kein Kalifat ausgerufen werden, wenn es nicht dem Konsens aller Muslime entspreche.
Webseite des offenen Briefes:
Letter to Baghdadi
Letter to Baghdadi Deutsch
Der Brief bei Facebook
Zum Thema:
Erst Terrorist, dann Evangelist: Hisbollah-Gründer: «Millionen Muslime sind auf der Suche»
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch / lettertobaghdadi.com