«Revolution der Kerzen»?
Nordkorea – Hoffnung, wo es keine Hoffnung gibt
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit hat die Regierung von Nordkorea zwei inhaftierte Christen freigelassen. Damit sind dort zurzeit keine US-Amerikaner mehr in Haft. Die Lage im Land ist allerdings unverändert – sie hat sich höchstens von «absolut christenfeindlich» hin zu «christenfeindlich und völlig unberechenbar» verschoben.
Das kommunistische Regime Nordkoreas hat jetzt die US-Bürger Kenneth Bae (46) und Matthew Miller (24) freigelassen. Bereits vor einigen Wochen wurde Jeffrey Fowle (56) in die Freiheit entlassen. Der Christ hatte wegen «Verbrechens gegen den Staat» fünf Monate im Gefängnis gesessen, weil er mit Absicht eine Bibel in der Toilette eines Seemannsklubs liegengelassen hatte.Freiheit für wenige
Miller wurde im April dieses Jahres verhaftet. Er soll bei seiner Einreise als Tourist sein Visum zerrissen und dabei laut ausgerufen haben, dass er Asyl beantragen wolle. Der bekennende Christ Bae befand sich bereits seit 2012 hinter Gittern. Der Missionar mit südkoreanischen Wurzeln war wegen «versuchten Umsturzes» zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Experten vermuten sowohl hinter der Gefangennahme als auch hinter der Freilassung die Suche von Pjönjang nach einem politischen Druckmittel gegen die Vereinigten Staaten, um diplomatische Beziehungen zu erzwingen. Diese liegen bislang wegen des nordkoreanischen Atomprogramms auf Eis. Was der Grund für die Freilassung war, die Intervention des US-Geheimdienstdirektors James Clapper oder gar der Brief des Ex-Basketballprofis Dennis Rodman an seinen Freund Kim Jong Un, wird sich kaum klären lassen. Klar ist: Es sind jetzt keine US-Amerikaner mehr in nordkoreanischer Gefangenschaft – allerdings immer noch über 200'000 andere Menschen, hauptsächlich eigene Staatsbürger.
Ein System der Unterdrückung
Nordkorea gilt seit Jahren als das religionsfeindlichste Land der Welt. Regelmässig führt es den «Weltverfolgungsindex» an. Jede Verbreitung der christlichen Botschaft ausserhalb der vier staatlich kontrollierten Kirchen ist verboten. Selbst der Besitz einer Bibel kann hier mit Arbeitslager oder Todesstrafe für die gesamte Familie geahndet werden. Diktator Kim Jong Un lässt sich als gottähnlichen Führer verehren, Staatsoberhaupt ist auf dem Papier immer noch sein 1994 verstorbener Grossvater Kim Il Sung.
Christen gelten im Unrechtsregime als Staatsfeinde, weil sie nicht die Herrscherdynastie verehren, sondern stattdessen Gott anbeten. Menschenrechtler schätzen, dass sich von den 150'000 im Staat vermuteten Christen mindestens 30'000 in Gefängnissen und Straflagern befinden. Nordkorea hat insgesamt 24 Millionen Einwohner. Davon leiden nach UN-Berichten ca. 16 Millionen an Unterernährung.
Im Gegensatz zu anderen Unrechtsregimes basiert das System der Verfolgung in Nordkorea auf dem Kommunismus, der mit einem unvorstellbaren Personenkult verbunden ist. Der Weltverfolgungsindex bezeichnet diese Situation als «totale Paranoia». Das Land existiere «sozusagen, um den Führern zu dienen».
Hoffnung, wo es keine Hoffnung gibt
Zu Beginn der Regierungszeit von Kim Jong Un gab es eine Zeit, in der er gemässigter als seine Vorgänger erschien – inzwischen hat sich das relativiert. Bestenfalls wird er als unberechenbarer eingeschätzt. Allerdings macht der mediale Fortschritt auch vor Nordkorea nicht Halt. Handys sind immer weiter verbreitet und trotz einer umfassenden Internetzensur ist in Grenznähe ein Informationsfluss möglich geworden wie noch nie zuvor in der Geschichte des totalitären Regimes.
Die Mauer zu Südkorea und zur restlichen Welt steht noch. Sie steht scheinbar unverändert. Doch gerade dieser Tage hat Deutschland das 25-jährige Jubiläum seines Mauerfalls gefeiert. Wer kurz vor November 1989 behauptet hätte, die deutsch-deutsche Grenze wäre schon bald Geschichte, wäre wohl von den meisten ausgelacht worden. Aber neben vielen scheinbaren Zufällen haben hier das penetrante Beten und die friedliche Revolution der Christen einen Umschwung bewirkt.
Es ist wieder an der Zeit, zu beten und gegen alle Hoffnung zu glauben, dass auch die Tage des Regimes in Nordkorea gezählt sind. Lassen Sie uns für Pjöngjang dieselben Kerzen anzünden, die schon in Leipzig gebrannt haben.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet