China
Die Macht der Ohnmächtigen
Nachdem Ende April bereits eine grosse Kirche im Südosten Chinas abgerissen wurde, weil sie angeblich gegen Bauvorschriften verstiess, folgen jetzt zahlreiche Kreuze, Statuen und andere christliche Symbole. Die chinesische Regierung verstärkt ihren Druck auf Christen jeder Couleur – und offenbart damit ihre eigene Ohnmacht.
Betroffen sind nicht nur die Untergrundkirchen, sondern, wie im Fall des Kirchenabrisses in Wenzhou, gerade auch registrierte Kirchen und Gemeinden der «Drei-Selbst-Bewegung».Der Kirchenabriss in Wenzhou
Die Sanjiang-Gemeinde in der ostchinesischen Stadt Wenzhou hatte in den vergangenen Jahren mit eigenen Mitteln ein 50 Meter hohes Kirchgengebäude mit rund 2'000 Sitzplätzen errichtet. Das Kreuz der Kirche war weithin zu sehen. Als die Behörden wegen angeblicher Verstösse gegen Bauvorschriften mit Abriss drohten, protestierten die Gemeindemitglieder wochenlang mit Sitzblockaden dagegen und schützten das Gebäude mit einem «lebendigen Schutzwall». Trotz scheinbarem Entgegenkommen und einem bereits gefundenen Kompromiss – die Kirche sollte verkleinert werden – fuhren am 28. April die Bagger auf und zerstörten die Kirche.
Wenzhou ist eine relativ wohlhabende und aufstrebende Küstenstadt. Schon früher wurde sie wegen ihres Reichtums als «Jerusalem Chinas» bezeichnet. In den letzten Jahren ist nicht nur die Stadt, sondern vor allem auch der Anteil an Christen in der Bevölkerung rapide gewachsen. Bereits vor zehn Jahren hatte die Partei die Christen in der Provinz Zhejiang verfolgt und über einhundert Kirchen abgerissen. Heute rechnet man in der Region Wenzhou mit ihren neun Millionen Einwohnern mit 15 Prozent Christen in der Bevölkerung. Kein Wunder, dass sich die Behörden bedroht fühlen.
Entfernte Kreuze, zerstörte Symbole
Besonders in Hangzhou, der Hauptstadt derselben chinesischen Provinz, reissen seitdem die Zerstörungen von Kreuzwegen, Kreuzen an Gebäuden und anderen christlichen Symbolen nicht ab. Von offizieller Seite heisst es dazu, dass dies im Rahmen von «Verschönerungsaktionen» geschehe. Der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, stellte gegenüber Idea klar: «Die Welle der Übergriffe richtet sich gegen offiziell registrierte Kirchen und nicht gegen Hauskirchen, die seit Jahren nur in der Illegalität bestehen können.» Er spricht von 360 Zerstörungs- bzw. Entfernungsaktionen allein in Hangzhou.
Wie in Wenzhou haben auch die Repressionen in Hangzhou einen gesellschaftlichen Hintergrund. Die Provinzhauptstadt gilt als eine der Wiegen der chinesischen Zivilisation, sie ist über 4'700 Jahre alt. Schon Marco Polo hatte sie als «schönste und grossartigste Stadt der Welt» gerühmt. Und gerade in dieser Stadt sind christliche Symbole relativ präsent gewesen.
Der Anfang vom Ende
China ist auf dem besten Wege dazu, das Land mit der weltweit grössten Zahl von Christen zu werden. Bereits jetzt geht man von ca. 130 Millionen Gläubigen aus. Gleichzeitig erleben diese Christen sich mehr und mehr als Kraft im Land, die sich für Menschenrechte einsetzt, gegen Korruption, Willkür und Gewalt aufsteht und die kommunistischen Machthaber damit durchaus in Verlegenheit bringt.
Ganz früher gab es ein vergleichbares Regime. Es war das Römische Reich – und es hat die gewaltlos in seiner Mitte agierenden Christen nicht in den Griff bekommen …
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet