Solidarität ausüben
Die versteckte Armut sehen
Die drei Landeskirchen der Schweiz laden die Gläubigen und die Gemeinden ein, sich aktiv am Menschenrechtstag 10. Dezember 2010 zu beteiligen.
Armut habe viele Gesichter. Manche erkenne man sofort, andere erst bei genauerem Hinsehen und einige bleiben vielleicht ganz verborgen, heisst es in der Botschaft der Kirchen. Armut gebe es überall, auch in der reichen Schweiz. Selten lägen Wohlstand und Armut so nah beieinander, wie heute.
Teufelskreis
Das Prekäre materieller Armut bestehe nicht nur im Fehlen des (Über-)Lebens-notwendigen. Vielmehr ziehe dieser Mangel häufig andere Missstände nach sich: eine Armut der Lebenschancen, einen Mangel an gesellschaftlicher Anerkennung und Beteiligung, der Verlust jeglichen Vertrauens oder deprimierende Hoffnungslosigkeit.
Verpflichtung
Die Bibel kenne diese Spirale der Armut, die immer neue Mangelzustände hervorbringe. Sie bleibe allerdings nicht bei einer Analyse der Defizite stehen, sondern kehrt die Perspektive um: «Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.»
Der Gehorsam gegenüber Gott und die Solidarität mit seinen Geschöpfen gehörten untrennbar zusammen, betonen die Landeskirchen. Wie Gott sich den Menschen in Jesus Christus liebend mitteile, teilten die Menschen das zum Leben Gehörende in Gemeinschaft. Das Wort Jesu sei weit mehr als eine moralische Forderung. Es bestimme das Verhältnis der Menschen als Beziehung zwischen Schwestern und Brüdern.
Weniger reich
Der Zürcher Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber rät: «Wir müssen unsere Gesellschaft so gestalten, dass die Reichen etwas weniger reich und die Armen etwas weniger arm sind. Nur so können wir eine Gesellschaftsordnung erreichen, wo die Ärmsten nicht ausgegrenzt werden, sondern in einem würdigen Rahmen am Leben teilhaben können.»
Zur Erinnerung: In der Schweiz besitzen weniger als 3 Prozent der Leute gleich viel Vermögen wie die übrigen 97 Prozent zusammen.
In der Schweiz sind nach Schätzungen 896.000 Menschen von Armut betroffen. 380.000 sind zwischen 20- und 59-jährig. 260.000 sind Kinder. 160.000 sind Rentner.
Quelle: Kipa