«Hallo, Stewardess! Singen Sie uns wieder ein Lied?»
Déborah Rosenkranz ist eine Frohnatur. Hoch über den Wolken nimmt sie sich sogar die Freiheit zum Singen. Das war nicht immer so. Alkoholabstürze und Magersucht nagten an ihr: «Ich war auf der Suche nach innerer Erfüllung, nach Spass, Glück und Freude im Leben. Ich dachte, ich würde diese Bestätigung von Männern bekommen.» Doch die Rechnung ging nicht auf.
Mittlerweile hat die junge Deutsche Erfüllung gefunden. Aus der Tiefe ihres Herzens singt sie nun ihre Lieder. Und sie reissen andere mit – auch ihre Flugpassagiere. Wir sprachen mit Déborah Rosenkranz über Gott, die Welt und die Songs, die sie über den Wolken singt.
Sie werden als die erste singende Stewardess gefeiert. Was tun Sie genau? Mit einem Lied auf den Lippen Speisen verteilen?
Nein, ich singe die Ansagen! (lacht) Im Ernst: Ich hab meine offiziellen Aufgaben wie die Sicherheitsvorkehrungen und dem üblichen Service. Aber dann geht es weiter mit einer Gesangseinlage, und ich animiere die Passagiere dazu, mitzusingen! Fast jeder, der das Flugzeug betritt weiss das mittlerweile. Manche Passagiere bitten mich schon beim Einsteigen, doch ein Lied zu singen. Das ist richtig lustig. Besonders wenn man Gospel singt, entsteht eine total angenehme Atmosphäre.
Ein Effekt, den inzwischen auch die Marketing-Abteilung Ihrer Fluggesellschaft schätzt?
Im vergangenen Mai habe ich meine Arbeit als Flugbegleiterin reduziert. Aber die Airline kriegt immer wieder Anfragen von Passagieren nach der «singenden Flugbegleiterin». Es ist immer ganz witzig. Sie wollen wissen, wann ich denn fliegen würde, damit sie dann ihren Flug buchen ... Wegen meiner Single und meinem Lebenszeugnis bin ich jetzt halt sehr viel unterwegs. Da musste ich mit der Arbeit zurückgehen.
Gab es schon Abwerbeversuche von den grossen Fluggesellschaften?
Naja, für meine eigene Airline bin ich viel auf Messen und ähnlichem unterwegs. Da trifft man natürlich auf Mitarbeiter von anderen Gesellschaften. Ich kann nicht leugnen, dass ich da und dort schon Visitenkarten zugesteckt bekommen habe – natürlich nicht vor den Augen meiner Chefin ...
Sie haben Ihre erste Single veröffentlicht, «Flying above». Arbeiten Sie nun an einem Album?
Mittlerweile ist die zweite Single «Whispered Prayer» dazugekommen. «Happy for Life», eine Hilfsorganisation für Brustkrebs, hatte mich wegen meiner «Lebenseinstellung» um einen Song für dieses Werk gebeten. Das habe ich natürlich liebend gerne gemacht. Es gibt nichts Schöneres, als Menschen durch Musik zu ermutigen und aufzubauen. Darin sehe ich meinen Auftrag.
Ende des Jahres erscheint auch mein erstes Lobpreis-Album; Live-Aufnahmen vom April 2007 in Holland. Da ist auch eine DVD und ein Buch mit dabei. Im Buch erzähle ich sehr offen aus meiner Jugend, wo ich wirklich durch einige Tiefen gegangen bin. Ein grosses Thema war meine Magersucht. Ich erzähle, wie ich da rausgekommen bin und was es bedeutet, mit Gott zu gehen, grade in der heutigen Zeit. Das Buch wird erst mal auf holländisch erscheinen und Ende Jahr dann auch auf deutsch.
Was sollte man über «Flying above» wissen?
Wir wollten einen Song haben, der gut zur «singenden Flugbegleiterin» passt und auch meinen Glauben anspricht. Ich finde, das ist uns ganz gut gelungen, vor allem im Refrain: «Giving me something to live for ... ». Weil ich sehr viel ausserhalb des christlichen Bereichs unterwegs bin, möchte ich die Menschen nicht gleich mit christlichen Texten überrumpeln.
Aber ich bin ganz begeistert von dem, was Gott durch dieses Singen tut und wie er mir Türen öffnet. In persönlichen Gesprächen oder auch in Interviews kann ich dann von dem sprechen, was ich auf dem Herzen habe. So durfte ich zum Beispiel in den letzten Wochen mit Justin Timberlake und Beyonce durch Deutschland reisen und selbst dort – backstage – davon berichten!
Im Folgenden beantwortet Déborah Rosenkranz den Fragebogen dieser Homepage.
Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Vor allem meine Magersucht, die ich mit 17 hatte. Das war ja eigentlich auch ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Durch den Glauben habe ich erkannt, dass ich auch ohne Idealmaße wertvoll und geschätzt bin. Ich muss nicht «äusserlich» perfekt sein, um bedeutend zu sein.
Viel schöner ist es, sich zurückzulehnen und zu ruhen; zu ruhen in dem Wissen, dass das, was Gott geschaffen hat, richtig und schön ist und dass er Raum schafft, um in seinem Leben Verrücktes zu tun. Das ist es ja, was ich jetzt so erlebe ... Selber wäre ich nie darauf gekommen, als singende Flugbegleiterin unterwegs zu sein!
Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Ganz sicher habe ich dadurch Selbstbewusstsein bekommen. Wenn man erkennt, wie gross Gott ist, der in einem lebt, dann kann man auch auf Menschen mit Macht und Einfluss furchtlos zugehen.
Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine wirklich endlose Geduld und Gnade ... Also echt: Ich hätte mich schon längst aufgegeben (lacht). Es ist verrückt zu sehen, wieviel Gott aus einem Leben wie meinem machen kann!
Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Da gibt es einiges, das wir Menschen einfach nicht verstehen: Krieg, Krankheit, Unheil, Katastrophen ... Ich weiss nicht, warum das geschieht. Aber Gott weiss es. Ich versteh das nicht, aber ich will ihm vertrauen.
Klagen Sie Gott manchmal an?
Ich habe grossen Respekt vor Gott. Er hat so vieles für mich getan! Wer bin ich da, dass ich ihn anklagen könnte?
Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Wie die Aussicht von oben ist :-)
Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Bibellesen macht Spass, wenn man es regelmässig macht. Es hat sicher mit Disziplin zu tun. Aber die wird reich belohnt. Was ich morgens gelesen habe, das hat mich dann tagsüber schon oft vor Fehlentscheidungen bewahrt. Ich meine halt, was man in sich aufnimmt, so redet man dann auch.
Auch ich muss mich ab und an dazu überwinden; das geht jedem so. Ich habe von einem Pastor gehört, der seine Bibel auf der Kante seiner Badewanne liest. Denn dann weiss er, dass er wach und konzentriert bleiben muss. Sonst wird das ganz schön schmerzhaft ... Ich bete, dass Gott mir die Augen öffnet und ich in der Bibel zwischen den Zeilen lesen kann. Dann wird das Ganze ziemlich persönlich und interessant!
Wie sind Sie Christ geworden?
Eigentlich bin ich in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Ich hab von klein auf Musik gemacht und war mit meinen Brüdern und unserer Band «Mercy Seat» unterwegs, um von einem liebevollen und vergebenden Gott zu erzählen. Ich erhielt zu wenig Aufmerksamkeit und verlor mich in meiner Jugend in einem oberflächlichen Leben der Freude.
Da bekam ich nun Aufmerksamkeit von Männern wie noch nie. Das hat mir sehr geschmeichelt. Mein Leben drehte sich nur noch um Parties, Männer, Alkohol und darum, das Leben zu geniessen. Innerlich ging es mir dabei gar nicht gut. Trotzdem verlor ich mich immer mehr darin.
Ich war auf der Suche nach Erfüllung, nach Spass, Glück und Freude im Leben. In der Bestätigung von Männern, dachte ich, würde ich das finden. Ich flüchtete von Beziehung zu Beziehung, um meine innere Leere zu überbrücken, und genoss das kurze Gefühl, begehrt zu werden. Echte Beachtung von Männern kannte ich ja nicht.
Lange Zeit merkte ich nicht, wie ich daran kaputtging. Wahre Freude hatte ich nicht gefunden. Auch die kleinen Freuden durch Alkohol bringen sehr schnell langfristiges Unglück. Und irgendwann merkt man den Schaden, den man sich da zugefügt hat.
Andererseits bemerkte ich auch, wie Gott mich in dieser Zeit nie verlassen hat, wie er mir nie den Rücken gekehrt hat. Er hat mich vor viel grösserem Unheil bewahrt, obwohl ich mich von ihm abgewendet hatte. Wie oft bin ich nach durchzechten Nächten schwer alkoholisiert nach Hause gefahren, 20 Kilometer über die Autobahn ... und dass ich überhaupt so stark war, nach Hause zu fahren. Woher kam das? Ich weiss, es waren betende Menschen im Hintergrund.
Ich führte zu diesem Zeitpunkt ein totales Doppelleben. Meine Familie und meine Gemeinde sollten von dem Ganzen nichts mitbekommen. Also spielte ich ihnen was vor. Nach einer durchzechten Nacht ging ich kurz unter die Dusche und anschliessend in den Gottesdienst, um im Lobpreis mitzusingen.
Irgendwann jedoch hielt ich das aber nicht mehr aus und schrie zu Gott. In seiner grossen Gnade nahm er sich meiner an und veränderte mich komplett!
Warum sind Sie Christ?
Weil ich das andere Leben kennengelernt habe und ich nicht weiss, wie man ohne Gott in dieser chaotischen Welt überhaupt überleben kann!
Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Genau in dieser Phase, in der ich ohne Gott lebte und dann zu ihm schrie, erlebte ich ihn ganz real.
In einer der Nächte darauf hatte ich einen Traum. Ich sah drei Kreuze, Jesus in der Mitte. Dabei zeigte eine grosse Hand auf mich; ich wusste, das war Gottes Hand. Eine laute Stimme sagte zu mir: «Auch für dich habe ich das getan.»
Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Weil er die Antwort auf alle Fragen ist. Wenn wir begreifen würden, wie gross Gott ist und wie klein wir Menschen sind und dass er sich dennoch um uns sorgt, dann würden wir uns so eine Frage gar nicht erst stellen. Sondern wir würden Gott voll Demut danken, dass er uns so liebt!
Steckbrief
Zivilstand: Ledig
Gemeinde: Freie Christengemeinde Stockach
Arbeit in Gemeinde: Lobpreisleitung
Hobbys: Fitness, Musik, Reisen
Beruf: Sängerin, Flugbegleiterin
Werdegang: Realschule, Berufsschule, Flugbegleiterin (mit 17), Rezeptionistin Hotel, Hillsong College Australien, Flugbegleiterin
Wohnort: Stockach (Baden)
Herkunft: Deutsch-französisch
Lieblingsbibelstelle: Je nach Laune (bin weiblich ;-) )
Lieblingsmusiker: Israel Houghton, Beyonce, Rihanna
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch: Es ist einfach super, dass solch eine gute Arbeit in der christlichen Welt gemacht wird! Auf welcher Homepage sollten wir sonst ’rumsurfen und gute Inputs bekommen? ;-)
Weiterführende Links:
Homepage von Déborah Rosenkranz
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch