Seelsorge-Kurs

Umgang mit psychischen Störungen

Der dritte Tag des Grundkurses „Begleitende Seelsorge“ am Bildungszentrum für christliche Begleitung und Beratung (bcb)* war den psychischen Störungen gewidmet. Der Psychotherapeut und Seelsorger Dr. Ulrich Giesekus erklärte in Oberägeri wesentliche Erscheinungsbilder und wie angehende Seelsorger mit solchen Krankheiten umgehen können.

Mit einem abgewandelten Zitat aus der Bibel eröffnete Dr. Ulrich Giesekus am 13. Januar 2007 den dritten Tageskurs des Grundkurses „Begleitende Seelsorge“ im Ländli, Oberägeri: «Wie der Ölbaum um seine Fettigkeit weiss, und der Feigenbaum um seine Süsse, so kennt auch der Seelsorger seine Stärken sowie seine Grenzen.»

Wer andere begleitet, sollte also fachlich Bescheid wissen und auch einschätzen können, wann er jemand weiterweisen muss, betonte Giesekus.

Begleitung zur Psychotherapie

Wer unter einer psychischen Störung leidet, werde oft in eine Isolation abgedrängt, weil viele Aussenstehende nicht mit psychisch kranken Menschen umgehen könnten. Umso wichtiger sei es darum, dass ein Seelsorger angemessen auf den Betreffenden eingeht und ihn beispielsweise bei seinem ersten Gang zu einem Psychotherapeuten begleitet.

Dort sei er in guten Händen und könne unter Umständen auch mit Medikamenten behandelt werden. Das setze voraus, dass ein Seelsorger mehrere Psychotherapeuten kenne, die er bei Bedarf anfragen kann.

Gesprächstechnik üben

Für den Heilungsprozess des Klienten sei der Seelsorger jedoch nicht verantwortlich; das gehöre in den Bereich der Psychotherapie, erklärte Giesekus. Der Seelsorger wirke vielmehr unterstützend, indem er beispielsweise den Klienten dazu auffordere, seine Medikamente zu nehmen und seine Termine beim Therapeuten einzuhalten.

Die gut nachvollziehbaren Ausführungen von Giesekus über psychotische und neurotische Störungen wurden mit Hilfe eines übersichtlichen Arbeitsdossiers für die Teilnehmer hilfreich ergänzt.

Am Nachmittag übten die Kursbesucher eine Gesprächstechnik. Diese Einheit verlief äusserst spannend. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, mit einem fremden Kursteilnehmer ein seelsorgerliches Gespräch zu führen. Einige Personen stiessen dabei rasch an ihre Grenzen, denn im Eifer des Gesprächs vergassen sie, dass sie eigentlich nur Zuhörer waren.

Es dürfen auch mal die Fetzen fliegen

«Wie finde ich in einem seelsorgerlichen Gespräch Zugang zu einem Menschen?» lautete eine wichtige Frage des Referenten. Wertschätzung, Empathie (Mitgefühl) und Echtheit seien die Schlüssel, die ein Gespräch zwischen Seelsorger und Klient erleichtern. Es dürften dabei ruhig auch mal die Fetzen fliegen – aber zum richtigen Zeitpunkt. Unüberlegte Konfrontationen seien zu vermeiden.

In Liebe könne man die Menschen auf mögliche negative Folgen ihres Tuns hinweisen, meinte der Psychotherapeut und untermauerte das mit persönlichen humorvollen Szenen aus seinem eigenen Eheleben.

* Das Bildungszentrum für christliche Begleitung und Beratung befähigt Menschen zur Begleitung und Beratung von Mitmenschen, indem es fundiertes Fachwissen vermittelt, eine Selbstreflexion fördert und zur praktischen Hilfe anleitet. Die bcb-Arbeitszweige umfassen:
- Ausbildung in Begleitender und Beratender Seelsorge für Interessierte und Mitarbeitende in Kirchen und Freikirchen.
- Seminare und Vorträge zur persönlichen Fortbildung für Mitarbeitende in Diakonie und sozialen Berufen.
- Vermittlung von ausgebildeten Beratenden Seelsorgern für Einzel- und Gruppengespräche

Weiterführende Links:
Das Christliche Bildungszentrum bcb in Oberägeri
Bericht über den ersten Kurstag: Seelsorge heisst auch „qualifiziert den Mund halten“

Datum: 01.02.2007
Autor: Iris Muhl
Quelle: Livenet.ch

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