«Spätberufene geht zu früh»

Zum Tod von Gospel-Sängerin Sharon Jones

Ihre Gesangskarriere begann in ihrer christlichen Gemeinde. Einem breiten Publikum wurde sie ab 2002 bekannt, als sie bereits 46 Jahre alt war. Der Durchbruch gelang ein paar Jahre zuvor. Nun ist die Gospel-Sängerin Sharon Jones im Alter von 60 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.

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Sharon Jones
«Eine Spätberufene geht zu früh», titelt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» und für die «NZZ» ist «die letzte Queen des Soul» gestorben. Nun starb sie vor wenigen Tagen nach «einem heldenhaften Kampf» gegen ihre Krankheit, wie auf ihrer offiziellen Webseite bekannt gegeben wurde.

Bereits als Kind sang Sharon Jones in der Kirche und später in Begleitchören für andere Gospler. Bekannt wurde die Sängerin aus Augusta erst im Alter von rund 46 Jahren durch die beherzten Auftritte mit ihrer Formation «Dap Kings» und ihre packenden Live-Shows.

Schwere Kindheit

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Sharon Jones mit den Dap Kings
Die Soul- und Gospel-Sängerin publizierte sieben Alben. Jones wurde mehrfach für einen Grammy nominiert. Ihre Laufbahn war alles andere als gradlinig, sie durchlebte einst eine schwere Kindheit.

Ihren Ursprung hatte sie in einer Baptisten-Gemeinde in Brooklyn, nachdem die Familie nach New York gezogen war, um einem gewalttätigen Vater zu entgehen. Halt fanden ihre Mutter und die Geschwister im christlichen Glauben.

Ein Gospel-Song von ihr konnte schon einmal wie ein Gebet klingen, so etwa das Lied «Answer Me» («Antworte mir»). Die Lyrik könnte auch in den Psalmen stehen, wenn Sharon Jones singt: «Antworte mir, Lieber Jesus. Hörst du mein Rufen nicht? Ich brauche dich, Herr.» Es sind Worte, wie sie König David verwendet hat.

Gefängnisaufseherin

In ihrer Kindheit hatte sie unter anderem noch die Rassentrennung erlebt und später Gewalt in Brooklyn. Bevor ihr der Durchbruch im Alter von 40 Jahren gelang, arbeitete sie unter anderem als Wachfrau und Gefängnisaufseherin auf Rikers Island vor New York.

Für die grossen Plattenlabel hatte sie nie viel übrig; eben so wenig für bestimmte Manager. «Ich war für sie zu klein, zu dick, zu schwarz und zu alt», sagte sie einmal mit Blick auf frühere Jahre in ihrer Laufbahn. Mit den «Dap Kings» wirkte sie auch als Background für Amy Winehouse, «die mit den 'Dap-Kings' ihre stärksten Songs aufnahm, um endgültig zum Superstar zu werden» (O-Ton Der Spiegel).

«Man muss tapfer sein»

Während mehreren Jahren litt sie zuletzt an Krebs. Dennoch kehrte sie immer wieder auf die Bühne zurück. «Man muss tapfer sein», sagte sie noch im Juli. «Ich will die Zeit, die ich noch habe, nutzen.» Dies sei auch eine Therapie. «Ich weiss, dass ich Ruhe und Schlaf brauche, doch ich will arbeiten.»

Ihre Songzeilen aus dem bereits erwähnten Lied waren auch in dieser Zeit hochaktuell, wenn sie singt: «Ich bin nur eine Pilgerin, ich bin nur eine Fremde … Sohn eines lebendigen Gottes, ich bete weiter, ich faste weiter, ich glaube weiter.»

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Datum: 25.11.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Premier / Tages-Anzeiger/FAZ

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