«Porno-frei»-Bewegung
Wenn eine Frau weint, weil ihr Mann ein Jahr lang ohne Pornos lebt
Als Leiter der «Porno-frei»-Bewegung, die von Livenet
mitinitiiert wurde, setzt sich Philipp Roth dafür ein, dass echte Intimität in
der Ehe gelebt werden kann. Pornografie zerstöre diese Intimität. Mit einer
breiten Palette von Angeboten sowie einer Konferenz will ein Netzwerk
christlicher Seelsorger dieser Not begegnen.Genau heute in einem Jahr, am 25. September 2021, ist die nächste
«Porno-frei»-Konferenz in der FCG Aarau geplant. Sind bereits ein paar Eckdaten
bekannt?
Philipp Roth: Ja,
wir freuen uns sehr darauf und die Inhalte sind schon fast alle definiert. Die
grosse Nachfrage nach einer Wiederholung hat uns überwältigt und wir konnten
das Angebot weiter ausbauen. Nun gibt es, neben der bereits sehr grossen
Themenvielfalt, zusätzlich auch noch spezifische Sessions für Eltern.
Was
hat sich seit der Konferenz im November 2019, an der ja über 300 Besucher
teilnahmen, im «Porno-frei»-Netzwerk getan? Und welchen Effekt hatte Corona in
Bezug auf dieses Thema?
Wir sind sehr dankbar, dass das Netzwerk und auch die
Online-Angebote weiter wachsen. Es sind neue Partnerschaften hinzugekommen und
das «erste Hilfe»-Angebot der E-Mail-Beratung für Ratsuchende ist nun noch
einfacher eingebettet. Leider hat auf der anderen Seite die Problematik vom
Pornokonsum durch Covid-19 markant zugenommen. Gerade letzte Woche hat mich
eine Mutter um Unterstützung gebeten. Ihr Teenager habe unter bitterlichen
Tränen mitgeteilt, dass er während der Corona-Zeit Bilder und Videos konsumiert
habe. Diese Geschichte ist definitiv kein Einzelfall. Die Covid-19-Massnahmen
sind zur Eingrenzung der Pandemie sicherlich hilfreich. Leider entsteht dadurch
aber auch eine noch stärkere soziale Isolierung und zu viele kompensieren
diesen Stress mit dem Konsum von unechter Intimität.
Warum
macht es für Sie Sinn, die verschiedenen Seelsorger im Bereich Pornosucht für
diesen gemeinsamen Auftritt zusammenzurufen?
Das Porno-Problem wird in unserer Gesellschaft sowie in unseren
Kirchen generell noch zu stark verschwiegen. Offen gesagt sind auch viele
Pastoren und Seelsorger mit dieser Thematik noch überfordert und die
Problematik wird in den Gesprächen mit den Ratsuchenden oft nur am Rande und
meistens nicht abschliessend angepackt. Mit dieser Konferenz und zukünftigen
weiteren Schulungen möchten wir Seelsorger und Pastoren unterstützen, das Thema
umfassender anzugehen. Zudem sollen Ratsuchenden damit konkrete Hilfe erhalten.
Insbesondere dann, wenn es in der eigenen Gemeinde noch keine nachhaltige
Unterstützung gibt.
An
der «Porno-frei»-Konferenz 2019 wurde auch der Ruf nach regionalen
Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen laut. Bestehen dazu bereits neue Ideen und
Strategien, wie man diesem Bedürfnis begegnen könnte?
Wir sind aktuell am Programmieren einer Übersichtskarte, auf der
diese Angebote einfach zu finden sind. Leider gibt es aber noch viel zu wenige
Anlaufstellen, und auch Selbsthilfegruppen sind rar. Genau darum ist die
geplante Konferenz so wichtig und wir hoffen, dass dieser Weiterbildungstag von
ganz vielen Teilnehmern besucht wird.
Zum
Schluss noch eine persönliche Frage: Sie investieren sich seit Jahren in
Menschen, die unter einer Pornosucht leiden. Was motiviert Sie immer wieder,
dranzubleiben?
Zu sehen, wie die Männer einen Veränderungsprozess durchlaufen und
sich ihre Sexualität zum Guten wendet, ist immer wieder ermutigend. Der
schönste Moment ist für mich dann, wenn ich die positive Rückmeldung ebenfalls
von der Partnerin erfahre. Kürzlich habe ich bei einem abschliessenden
Orientierungsgespräch (gemeinsam mit der Partnerin) eine herrliche Situation
erlebt. Als sie erfuhr, welcher Prozess ihr Mann durchlaufen hat und dass er
unterdessen seit über einem Jahr Porno-frei sei, ist sie in ihren glücklichen
Emotionen förmlich explodiert. Solche Situationen spornen immer wieder an, bei diesem
noch so unpopulären Themengebiet, weiter zu investieren.
Haben Sie selbst mit Pornosucht zu kämpfen?
Dann stellen Sie Ihre Fragen im Rahmen einer anonymen E-Mail-Beratung auf www.porno-frei.ch oder melden Sie sich direkt bei einem der Beraterinnen und Berater. Hinter der Initiative stehen folgende Trägerorganisationen: Livenet (Koordinator und Betreiber des Webportals), Escape, Moser & Company, liberty4you, Love is more, Xungsläbe, Jugend-frei.
«Porno-frei» ist ein Arbeitszweig von Livenet und wird zu einem grossen Teil durch Spenden finanziert.
Grusswort von Philipp Roth zum 20-Jahre-Jubiläum von Livenet:
Zum Thema:
Erste «Porno-frei»-Konferenz: «Pornografie ist ein gesellschaftlicher Flächenbrand»
Ein Tabu brechen: «Porno-frei»: Wege aus der Pornosucht
Konferenz will ein Tabu brechen: Pornografie auf gesichtswahrende Weise thematisieren
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet
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