Erträgt der Glaube Zweifel?

In manchen Predigten und Kirchen hört man, dass der Glaube die entscheidende Eintrittskarte ist, um Christ zu werden. Aber was tun, wenn Zweifel da sind? Kann man mit Zweifeln Christ werden?

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Wie soll man mit Zweifel am Glauben umgehen?

Manchmal setzt man Zweifeln damit gleich, dass man etwas für falsch hält oder nicht glauben kann. Aber zu dem Thema „Zweifel" gehören noch ganz andere Aspekte. Zweifel ist wie ein Oberbegriff für sehr verschiedene Dinge: etwas nicht verstehen - etwas hinterfragen - Angst haben - sich Sorgen machen - nicht loslassen können - nicht vertrauen können. Das alles lässt sich unter Zweifel fassen.

Thomas spricht es ehrlich aus

Wer sich über das Thema "Zweifel" Gedanken macht, der stösst über kurz oder lang in der Bibel auf den Jünger Thomas. Er bekommt von den anderen Jüngern erzählt, dass ihnen der auferstandene Jesus begegnet ist. Doch Thomas weiss nicht, was er von den Berichten halten soll, er kann es nicht glauben und sagt: "Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben." Thomas - einer aus dem engstem Kreis der Jünger, der drei Jahre mit Jesus zusammen war und ihn erlebte; ein Mann, der einfach nicht glauben kann, dass die anderen Jünger tatsächlich den auferstandenen Jesu gesehen haben.

Jesus begegnet dem Zweifler

Zunächst einmal: Thomas sagt, wo er steht und was er denkt. Er schiebt die Zweifel nicht weg oder tut so, als hätte er keine. In der christlichen Überlieferung hat Thomas deshalb eine Aussenseiter-Rolle. Man darf dabei aber eines nicht vergessen: Jesus begegnet Thomas und wendet sich seinem Zweifel zu. Jesus besucht erneut die Jünger und lässt Thoma seine Wunden fühlen. Jesus sagt, dass die selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Man kann das so verstehen: „Oh Thomas, hättest du doch geglaubt!" Man kann es aber auch als eine Verheissung und Ermutigung für die all die Menschen verstehen, die Jesus, als er als Mensch unter uns lebte, nie begegnet sind. Und das gilt für alle Menschen unserer Zeit, die Jesus glauben und ihm folgen, ohne ihn je vor sich sprechen oder handeln gesehen zu haben wie die Jünger: Zu ihnen sagt Jesus: "Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben!"

Schliesslich wird hier noch etwas deutlich: Auch Christen haben Zweifel. Sie erleben es, dass es ihnen mal leichter und mal schwerer fällt zu glauben und sich in der Hand von Jesus zu wissen; das kann eine Frage der Umstände sein, ja sogar eine Frage der seelisch-geistigen Gesundheit. Glaube und Zweifel gehören beide zum Leben eines Christen. Aber es gilt auch: Glaube ist etwas Dynamisches, etwas, das nicht so bleibt, wie es ist, sondern wächst. Manche halten demgegenüber Glauben für etwas Festes, so als hätten wir eine Eintritts- oder eine Berechtigungskarte, die wir ziehen müssen, wenn wir zu Jesus kommen wollen. Wenn wir mit Jesus leben, glauben wir heute anders und tiefer als zu Beginn unseres Lebens als Christ. Und wir merken, wie wir in Krisenzeiten - Trennung, Krankheit, Arbeitslosigkeit - viel stärker herausgefordert werden zu glauben.

Wie also müsste man die Frage nach den Zweifeln beantworten? Ja, natürlich kann man mit seinen Zweifeln Christ werden und zu Jesus kommen. Die Begebenheit von Thomas zeigt, dass Jesus zu denen kommt, die zweifeln. Denn es gilt: Jesus kam zu den Schwachen, den Kranken, den Verlorenen und den Sündern. Sie sind nicht die Letzten, sondern die Ersten, zu denen er kam.


Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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