Weniger «Opium fürs Volk»

Ostern durch einen Tag der Frau ersetzen?

Zoom
Die Zürcher Jungsozialisten (Juso) haben es geschafft, mit einem Religionspapier landesweit Schlagzeilen zu machen. Sie folgen damit konsequent einem gesellschaftlichen Trend, indem sie christliche Kirchen und ihre Symbole an den Rand drängen wollen. Ein gesunder Realismus ist angesagt.

Ostermontag könnte beispielsweise durch den internationalen Tag der Frau (8. März), Weihnachten durch den Tag der Menschenrechte (10. Dezember) ersetzt werden, heisst es im Religionspapier der Jungsozialisten (Juso) des Kantons Zürich, das am 10. März verabschiedet wurde. Das Papier fordert auch eine Gleichstellung der verschiedenen Religionen. Ihre Angehörigen sollen ihre Feiertage noch feiern dürfen, wenn sie dies wollen und dafür vom Arbeitgeber frei bekommen.  

Besser ein Tag der Menschenrechte?

Als Ersatz für die offiziellen christlichen Feiertage sollen säkulare Feiertage eingeführt werden könnten, so zum Beispiel der internationale Tag der Frau (8. März) und der internationale Tag der Menschenrechte (10. Dezember). Auf der Webseite der Juso wird das Positionspapier unter dem Slogan «Religion = Opium fürs Volk?» präsentiert.

Dieses wendet sich ganz klar gegen eine «einseitige Bevorzugung des Christentums», die in einem säkularen Staat nicht haltbar sei. Und dabei auch gegen die Bevorzugung der anerkannten Religionsgemeinschaften gegenüber den nicht anerkannten. Kritisiert wird namentlich eine Diffamierung des Islams und der «Mythos einer christlichen Leitkultur».

Begriff «Schöpfung» ersetzen

Nebst den christlichen Feiertagen fordert die Juso Zürich im gleichen Papier eine Änderung der Präambel der Kantonsverfassung. Statt «Verantwortung gegenüber der Schöpfung» soll es «Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt» heissen. Ferner soll der Kanton Zürich keine staatlichen Leistungsaufträge an religiöse Gemeinschaften übergeben, dies müsse Aufgabe des Staates sein. Langfristig strebt die Juso eine Abschaffung der Kirchensteuer an.

Realismus statt Panik

Panik angesichts des Vorstosses der Juso ist aus dreierlei Gründen nicht am Platz. Zum einen sind die Juso für provokative Vorstösse bekannt, sie gewinnen damit an Profil unter Jungwählern. Zum andern zögern die etablierten Parteien, die Kirchen und ihre Symbole zurückzubinden. Es ist eher trendy, das Christentum gegen den Islam auszuspielen. Zudem sind viele Arbeitnehmende glücklich mit den arbeitsfreien Tagen, auch wenn sie für viele unter ihnen keine religiöse Bedeutung mehr haben.

Christen als Zeugen ihres Glaubens

Statt Panik ist Realismus angesagt. Christen müssen zur Kenntnis nehmen, dass sie in der Gesellschaft zunehmend eine Minderheit sind, deren Privilegien in Frage gestellt werden. So ist in den Schulen der konfessionelle Religionsunterricht schon weitgehend gestrichen worden und zum Beispiel durch «Mensch und Umwelt» oder «Religion und Kultur» ersetzt worden. Die zum Beispiel von CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister lancierte Debatte um eine christliche Leitkultur hat auch bei den Stammwählern nicht wirklich verfangen.

Zurück zu den Wurzeln

Eine positive Sicht dieser Entwicklung bedeutet für die Christen, dass sie zunehmend zu Bekennern und Zeugen in einer Gesellschaft werden, die ihren Wurzeln untreu geworden ist. Damit kommen sie in eine ähnliche Situation wie in der Frühzeit der christlichen Kirche. Allerdings müssen sie sich nicht wie damals gegen den göttlichen Anspruch des Kaisers wehren, sondern «nur» gegen die Anbetung des allmächtigen Marktes.

Zum Thema:
Falsche Rücksicht: Wegen Muslimen Christbaum entfernt
Zum 1. August: Die Schweiz: Ein christliches Land?
Zum Nationalfeiertag: «Die Schweiz hat eine lange christliche Tradition»

Datum: 14.03.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Kommentare

Es fällt schwer, dieser Entwicklung Positives abzugewinnen, denn entgegen linker Auffassung geht mit dem Christentum nicht einfach nur eine seltsame Tradition verloren, sondern die Grundlage von Menschlichkeit, Schutz der Schwachen, Kranken und Hilflosen, Dienstbarmachung der Naturgesetze, gute Sitten, ja, auch Schutz des Eigentums und Unternehmergeist u.v.m. Kurz: Die Gesellschaft entwickelt sich zurück zu Barbarei und Aberglauben. Sich darin fügen, würde auch bedeuten, dass sich die Volkskirchen freiwillig auflösen. Doch das wäre die falsche Einstellung, es geht auch darum, Zeit zu gewinnen. Jeder kleine Widerstand gegen die (unausweichliche) Entwicklung hilft mit, Seelen zu retten.

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich neu, um diesen Artikel zu kommentieren.
Anmelden
Mit Facebook anmelden

RATGEBER

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...

Adressen

CGS ECS ICS