Dem Vorbild folgen

Der Brückenbauer wurde selbst zur Brücke

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In anderen Religionen symbolisiert die Brücke den Übergang vom Diesseits zum Jenseits. Im Christentum finden Menschen eine Brücke, welche sie mit Gott verbindet oder zu Gott führt. Christus selbst wurde zu dieser Brücke.

Als menschgewordener Gott war Jesus in der Lage, uns mit Gott zu verbinden. Somit ist Jesus Brückenbauer und zugleich Brücke.

Gott wurde eine Brücke

Die Vorstellung, dass Gott Mensch wurde, ist für Menschen schwer zu akzeptieren. Normalerweise braucht es die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus, damit sich jemand für diese Wahrheit zu öffnen beginnt. Die Tiefe der Lehre von der Menschwerdung Jesu (Inkarnation) können wir wohl nie ganz erfassen. Je mehr wir aber davon verstehen, desto mehr prägt es unser Verständnis davon, wie Brücken zu unseren Mitmenschen gebaut werden können.

Gott baute eine Brücke zur Menschheit, indem er selbst ein Mensch wurde. Als Baby musste er ausser Landes gebracht werden; als Flüchtling fand er in Ägypten Schutz. Später wuchs er in einer armen und verachteten Gegend auf und lernte ein Handwerk. Er identifizierte sich mit den Menschen Galiläas – er war ja einer von ihnen. Am Ende baute er eine Brücke zu Schwerverbrechern, als er wie einer von ihnen verurteilt und qualvoll zu Tode gefoltert wurde.

Zwischen Gott und den Menschen klafft ein Abgrund der Schuld (Jesaja Kapitel 59, Vers 2). Gott baute die Brücke zu uns Menschen nicht aus ferner Distanz. Nein, Jesus verliess die Herrlichkeit des Vaters und nahm einen schweren und entbehrlichen Weg auf sich, um sich mit denen zu identifizieren, die an der eigenen Bosheit und derjenigen anderer leiden. So wurde Jesus selbst zur Brücke, der einzigen Brücke zwischen Gott und uns.

Brücken zu Mitmenschen bauen

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Autor Markus Richner-Mai
Wenn wir in Brasilien oder Indien einem Strassenkind ein Stück Brot reichen, können wir seine Not für einen Moment lindern. Wenn wir das Herz des Kindes aber erreichen wollen, kommen wir nicht darum herum, uns zu ihm in den Staub zu knien. Und wollen wir dem Kind nicht eine weitere Enttäuschung bereiten, indem wir nach einer kurzen (für das Kind hoffnungsvollen) Begegnung für immer das Weite suchen, bleiben wir und werden Teil des Lebens dieses einen Kindes. Wenn wir uns auf diese Weise an einen Menschen verschenken, haben wir eine starke Brücke gebaut. Jesus hat uns diesen Weg vorgezeigt.

Unser Herz für eine Personengruppe zeigt sich, indem wir uns ihr anschliessen und Teil von ihr werden. Je mehr wir das Wesen von Jesus verstehen, der nicht nur Brückenbauer, sondern die Brücke selbst wurde, desto mehr erfüllt seine Liebe unser Leben. Dies wird unweigerlich für unsere Mitmenschen sichtbar werden – auch wenn wir selbst es manchmal kaum wahrhaben mögen.

Die Brücke zu Gott als Grundlage von allem

So gern wir es möchten, ist es für uns unmöglich, eine Brücke von Gott zu den Menschen zu bauen. Das ist aber kein Problem, denn diese Brücke wurde von Jesus Christus ein für alle Mal gebaut und steht allen offen. Was die Menschen jedoch brauchen, ist jemand, der ihnen den Zugang zum Evangelium zeigt. Menschen brauchen Christen, lebendige Brücken, die ihnen Gottes Liebe vor Augen malen und ihnen den Weg zu Jesus beschreiben.

Dabei dürfen wir fest damit rechnen, dass Gott selbst eine Brücke von unseren Worten und Taten zu den Herzen anderer Menschen bauen wird. Gelebte Liebe ist die Sprache Gottes und das Evangelium seine Botschaft.

Eine Brücke zu den Menschen muss gebaut werden, um das Evangelium auf verständliche Weise zu kommunizieren. Der Apostel Paulus sagte, dass er den Griechen wie ein Grieche wurde, so wie er auch die Juden als Jude ansprach. Auf diese Weise hoffte er, zumindest einige von ihnen für Jesus zu gewinnen (1. Korinther Kapitel 9, Vers 19f.). Und es gelang! Der Schlüssel lag darin, wie einer von denjenigen zu werden, zu denen Gott ihn geschickt hatte – ganz nach dem Vorbild von Jesus.

Begeistert von Gott Brücken bauen

Auch zwischen Menschen gilt es immer wieder aufs Neue, Brücken zu bauen. Am besten gelingt dies, wenn die Beteiligten uns als jemanden erkennen, der sich auf ihre Seite stellt. Das höchste Ziel eines Brückenbauers ist, die verschiedenen Parteien zusammenzubringen. Er betont das Gemeinsame und strebt Versöhnung an. Dabei stellt er jegliche andere, persönliche Interessen zurück. Alles muss sich der einen Sache unterordnen: der Versöhnung und der Beziehung zwischen den Menschen.

Wenn es ums Brückenbauen geht, soll Jesus unser Vorbild sein. Selbstlos gab er sein Leben hin, um Versöhnung zwischen Gott und Mensch und in der Folge auch unter die Menschen zu bringen. Er begegnete ihnen, heilte die Kranken, befreite die Gebundenen und brachte den Verzweifelten Hoffnung. Versöhnung, Wiederherstellung und echte Gemeinschaft sind das Ziel und wir dürfen gewiss sein, dass Gott mit uns ist, wenn wir im Geist von Jesus Brücken bauen.

Dieser Artikel erschien zuerst im «wort+wärch»-Magazin vom EGW

Zum Thema:
Jesus Christus – ganz Mensch: Das Befreiende an Gottes Menschsein
Der offene Himmel: Überhaupt nicht weit weg: Gott sucht Gemeinschaft
Eine Frage der Perspektive: Denk mal wie Jesus statt Denkmal für Jesus

Datum: 30.01.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: wort+wärch Magazin

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