Gottvertrauen als Unternehmer

«Wir können nichts voraussehen, aber ER hat alles in seiner Hand»

Viele Branchen sind von der Coronakrise betroffen. Livenet hat bereits einige vorgestellt, u.a. Hotelier Willy Graf. Heute stehen die Unternehmer bei uns im Fokus: Was hat zum Beispiel Gabriela Nehme, die in Winterthur einen Drucker Shop führt, mit Gott erlebt? Darüber berichtet sie hier im Interview. Im heutigen Livenet-Talk um 16 Uhr wird ausserdem der Geschäftsführer eines Modegeschäfts über die «Geschäftsführung während Corona» berichten.

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Der Drucker Shop in Winterthur (Bild: Facebook)
Livenet: Gabriela Nehme, Sie führen einen Drucker Shop in Winterthur. Wie viele andere KMU sind auch Sie stark herausgefordert wegen der Covid-19-Pandemie und den damit verbundenen Schutzmassnahmen. Wie waren die Auswirkungen bei Ihnen konkret?
Gabriela Nehme:
Bei mir war das etwas speziell. Im November 2019 sperrte die Stadt die Strasse, an der ich meinen Laden mit Werkstatt habe, für den motorisierten Verkehr. Von einem Tag auf den anderen brach der Umsatz erst um 70 Prozent ein, um sich bei 50 Prozent Einbruch einzupendeln. So oder so: Ich musste schnellstens weg von diesem Standort. Mit den Vermietern, ebenfalls CGS-Mitglieder, hatte ich 2017 zum zweiten Mal einen Fünfjahresvertrag abgeschlossen. Ich hätte also laut Vertrag noch zwei Jahre «absitzen» müssen. Da sie auch sahen, dass die Strasse «tot» ist, liessen sie mich per Ende März aus dem Vertrag gehen, ohne zu wissen, ob sich überhaupt einen Nachmieter findet. In der zweiten und dritten Woche geschahen der Umzug und die Abgabe der Lokalität. Ich hatte inzwischen einen Lagerraum gemietet und dort meine Verkaufsprodukte wieder eingelagert, genau gegenüber von dem Haus, in dem ich wohne. Der Vermieter meiner Wohnung war so kulant, mir zu erlauben, stilles Gewerbe zu betreiben. So opferte ich mein Schlafzimmer und richtete dort die Werkstatt ein. Just da begann der Lockdown.

Welche Rolle spielt Ihr Glaube im Alltag als Geschäftsführerin des Drucker Shops?
Er steht über allem. Ich führe mein Geschäft nach biblischen Prinzipien. Manchmal kann man so Zeugnis geben, z.B. wenn ein Kunde meint, nein, er brauche keine Quittung. Dann sage ich, aber ich brauche eine, darum tippe ich es. Da ich mehr als CHF 100'000.— Umsatz im Jahr mache, bin ich ja zudem noch MwSt-pflichtig. Jeden Abend lege ich die MwSt für den betreffenden Tag zur Seite, dann habe ich keine Probleme, das Geld zusammenzubekommen, wenn die MwSt fällig ist. Ich schaue zuerst auf das Wohl des Kunden, erst dann auf meins. Das spüren auch die ungläubigen Kunden. Einer sagte einmal, hier wehe ein anderer Geist. Solches ermöglicht mir immer wieder, Zeugnis zu geben. So habe ich auch öfters mal ein geistliches oder evangelistisches Gespräch mit Kunden. Ich finde auch, dass man merken muss, dass ich «ein Brief Christi» sein will. Und erstaunlich oft «outen» sich dann auch Kunden als Kinder Gottes. Das tut der Seele gut.

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Gabriela Nehme und ihr Mann Mitri
Haben Sie das Wirken Gottes in diesen unsicheren Zeiten besonders erlebt?
Oh ja! Das Timing hätte nicht besser sein können. Im März war schon geplant, dass der Laden dann nicht funktioniert, und so konnte ich in Ruhe zügeln. Ich erlebte: Gott macht aus Bösem Gutes. Das Arbeiten zuhause und der Fernunterricht für die Kinder bescherte mir einen kontinuierlichen Handel, denn jeder muss drucken, und jetzt umso mehr. Und weil viele weniger verdienen, müssen sie umso mehr auf den Preis schauen. Das Aufbereiten der Tintenpatronen und Tonerkartuschen in trotzdem bester Qualität ist Umweltschutz und Geldersparnis in einem. Es freut mich, wenn das die Menschen zunehmend entdecken. Nun weiss ich aus der Praxis: Mein Betrieb ist krisenfest, solange es Strom gibt.

Es kam mir auch zugute, dass ich direkt nach der Übernahme des Ladens oft nicht wusste, ob ich am nächsten Tag etwas auf dem Teller haben würde. Dadurch lernte ich, ganz auf den Herrn zu vertrauen. Es war eine harte Schule, aber nun bewährte sie sich. Es geht weiterhin finanziell immer auf. Was will man mehr? Und die Vermieter des Ladenlokals haben nahtlos einen neuen Mieter gefunden. Ist es nicht wunderbar, solch einem Gott vertrauen zu dürfen?

Gibt es einen Bibelvers, der Sie stark ermutigt hat in den letzten Wochen?
Jesaja Kapitel 55, Verse 8-9: «Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.»

Wir können nichts voraussehen, aber er hat alles in seiner Hand. Darauf vertraue ich. Ich trage nicht nur mich mit dem Geschäft finanziell, sondern auch meinen behinderten Mann. Seinetwegen hatte ich 2012 ja auch das Geschäft gekauft, damit er Beschäftigung hat im Rahmen seiner Möglichkeiten.

Sie sind auch Mitglied im Verein Christlicher Geschäftsleute Schweiz CGS, einem Arbeitszweig von Livenet. Inwiefern hilft Ihnen diese Vernetzung mit anderen christlichen Unternehmern?
Bis jetzt habe ich kaum etwas davon gespürt. Das liegt aber auch an mir selber. Ich arbeite sechs Tage die Woche und habe gesundheitlich wie finanziell nicht die Ressourcen, an die Treffen zu gehen, so gerne ich das täte. Nur das Büchlein und die Webseite mit den Verzeichnissen reichen offensichtlich nicht, dass Christen grundsätzlich zuerst bei den Christen suchen, denn Firmen von Glaubensgeschwistern zu berücksichtigen, ist auch «Gutes tun» (nach Galater 6, Vers 10): «So lasst uns nun, wo wir Gelegenheit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens.»

Zur Webseite:
Der Drucker Shop

Livenet-Talk vom 29.05.2020:

«Geschäftsführung während Corona - Pleite oder Perspektive?» Darüber diskutierten am 29.05.2020 bei Moderatorin Sarah-Maria Graber folgende Gäste:

  • Markus Hess, dem Präsidenten der Christlichen Geschäftsleute Schweiz CGS
  • Noé Zanotta, Geschäftsführer von Zanotta Mode
  • Barbara Benz, selbstständige Beraterin

Hier können Sie den Talk in voller Länge anschauen:


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Datum: 29.05.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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