Gerhard Fischer

Zürcher Biobauer und Flüchtlingshelfer

Der Staat allein kann es nicht richten, meint der Zürcher EVP-Kantonsrat Gerhard Fischer. Doch der Staat macht es auch seinen Bürgern nicht immer einfach zu helfen. Fischer tut es trotzdem und macht sich auch politisch für die Flüchtlinge stark.

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Gerhard Fischer
Über 500 Familien haben sich in der Schweiz bereit erklärt, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen, so auch die Familie von Gerhard Fischer. Die Kantone Aargau, Bern und Waadt haben dazu grünes Licht gegeben. Andere wie der Kanton Zürich halten sich zurück – oder verweisen an die Kirchen. In Zürich z.B. an das Projekt «Flucht.Punkt» der reformierten Kirche. Dorthin hat sich auch Fischer gewandt. Dort hiess es: Wir melden uns wieder.

Im Übrigen findet der Kanton Zürich, er habe schon genug für die Flüchtlinge getan, nun sollten die anderen antreten. Der Kantonsrat versenkte am 17. August ein Postulat, das den Kanton zu mehr humanitärer Hilfe für Flüchtlinge verpflichten wollte. Dies hat Fischer im Kantonsrat zu einem flammenden Plädoyer veranlasst.

Eine aussergewöhnliche Situation

Darin sagte er unter anderem: «Ich stehe dazu, dass ich zu denen gehöre, die der Meinung sind, dass wir der populistischen Vermarktung des Themas Asyl mit Entschiedenheit und Mut entgegentreten müssen. Schlagworte welche meist nur Ablenkungsmanöver sind, wie neuerdings, man müsse den Menschen in den Herkunftsländern direkt helfen und nicht hier, bedürfen einer ungeschminkten Klärung.

Tatsache ist, dass in den betroffenen Kriegsgebieten kaum direkte Hilfe möglich ist und die Nachbarländer von Syrien und dem Irak Millionen von Flüchtlingen aufgenommen haben. Folglich wird schon jetzt das Maximum der Forderung erfüllt. Selbstverständlich bin ich, sind wir (von der EVP), auch dafür, dass wir alles daran setzen, dass diese Menschen nicht mehr flüchten müssen, insbesondere dort, wo es sich um Wirtschaftsflüchtlinge ohne kriegerische Auseinandersetzung handelt.

Nur bei dem gegenwärtig riesigen Ausmass humanitärer Katastrophen durch kriegerische Ereignisse werden wir nie genug schnell genügend grosse Hilfe vor Ort leisten können. Und wenn die Menschen in Europa angekommen sind, haben wir die Verantwortung für diese Menschen ohne Wenn und Aber zu übernehmen. Es ist dann auch nicht mehr entscheidend, ob es Wirtschaftsflüchtlinge oder Verfolgte sind, es sind alles Menschen!»

Das eigene Vorbild

Die Familie Fischer, die selbst zehn Kinder grossgezogen hat, hat schon Ende der 80er-Jahre Flüchtlinge aus dem Libanon und Sri Lanka aufgenommen und ihnen auch bei der Integration geholfen. Sie vermittelte ihnen Arbeitseinsätze und Sprachkurse. Einer unter ihnen führt heute das renommierte libanesische Restaurant Cèdre in Zürich, wie er der Limmattaler Zeitung/Aargauer Zeitung verriet, die ein ganzseitiges Porträt über Fischer brachte.

Zuletzt hat es Fischer einem iranischen Flüchtling ermöglicht, eine Lehre anzutreten. Dies nach einer längeren Odyssee durch die Ämter, wie Fischer bemerkte. Das Verfahren habe sich über fünf Jahre hingezogen, so Fischer gegenüber der Zeitung, und er musste dabei sein ganzes Gewicht als Kantonsrat in die Waagschale werfen. Ein anderes Mal musste er wegen der anwesenden Flüchtlinge eine Hausdurchsuchung über sich ergehen lassen, und dies als damals amtierender Polizeivorstand der Gemeinde Bäretswil. Ohne dass etwas Belastendes gegen die fremden Gäste gefunden wurde, wie Fischer betont.

Die Motivation

Gegenüber der Zeitung machte Fischer klar, dass seine Motivation auch in seinem christlichen Glauben begründet sei: «Das Elend nimmt mich mit», sagte er gegenüber dem Journalisten. «Viele verschliessen die Augen davor.» Das hat auch auf seine Kinder abgefärbt, die sich wegen der Flüchtlinge manchmal einschränken mussten. «Heute setzen sie sich selbst für Randständige ein», freut sich Geri Fischer.

Zur Webseite:
Votum von Gerhard Fischer zur Flüchtlingskrise
Interview mit Geri Fischer auf ERF Medien

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Datum: 06.09.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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