200 Jahre Basler Mission

Jubiläum mit «unverschämt viel Hoffnung»

Im nächsten Jahr feiert Mission 21 den 200. Geburtstag der Basler Mission, ihrem grössten Trägerverein. Was genau es da zu feiern gibt, und inwiefern diese Geschichte «unverschämt hoffnungsvoll» ist, berichtet der Kommunikationsleiter und Jubiläumsbeauftragte Peter Felber.

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Alphabetisierungsprogramm von Mission 21: Frauen in Peru wird Bildung ermöglicht.
Livenet: Was feiert Mission 21 im Jahr 2015?
Peter Felber: Wir feiern nicht nur 200 Jahre eines Missionswerks, sondern einer gesellschaftlich wichtigen Bewegung. Im 18. Jahrhundert beschäftigten sich Christen in Basel, in Süddeutschland und im Elsass mit der Frage: «Wie wäre es, wenn die Kirche nicht nur eine Erziehungsanstalt für anständige Bürger wäre, in der man lernt, was richtig und falsch ist, sondern wenn die Kirche ihren Glauben wirklich ernst nimmt und im Sinne dieses Glaubens die Gesellschaft mitgestaltet?»

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Peter Felber
Diese Bewegung nannte sich Pietismus und verdichtete sich zu jener Zeit, in der sich eine erste Globalisierung anbahnte, zur so genannten Erweckungsbewegung. Es setzte eine beschleunigte Entwicklung ein: Unbekannte Weltregionen wurden durch neue Verkehrsmittel erreichbar. Es entstand das Bewusstsein einer einzigen zusammenhängenden Welt.

Wie wollten die Pietisten die Gesellschaft verändern?
Im Sinne des Evangeliums, das heisst, im Sinne des Reichs Gottes als eine friedlichere und gerechtere Welt voller Lebensfülle – es war die Zeit nach den Gräueln der Napoleonischen Kriege. Die Anhänger des Pietismus setzten sich mit Dingen auseinander, die aus der Sicht Jesu ein Skandal waren: Elend, Armut, Krankheit und, dass Menschen klein gehalten wurden von solchen, die sich gross fühlen. Ein zentraler Gedanke war, dass alle Menschen von Gott als sein Abbild geschaffen wurden und gleichwertig sind. Sie hofften, dass der christliche Glaube die Gesellschaft zum Guten verändert. Hier, aber auch in anderen Weltgegenden.

Mission wird dafür kritisiert, dass sie westliche Kultur und fremde Religion «importiert».
Durch das Zusammenrücken der Welt im frühen 19. Jahrhundert begegneten sich Kulturen. Durch Begegnung geschieht Veränderung und auch Ambivalentes. Ein Beispiel aus Ghana, einer frühen Station der Basler Mission: Es war für die Missionare sehr wichtig, die Sklaverei abzuschaffen, sie kauften sogar Sklaven frei! Das hat die Autorität der afrikanischen Häuptlinge untergraben, denn ihnen fehlten plötzlich die Diener, die sie umhertragen sollten. Soll man jetzt den Freikauf der Haussklaven durch die Missionare kritisieren? Hätten sie sich besser nicht eingemischt, damit die Kultur in ihrer Struktur so hätte bleiben können? Die Basler Mission hat zum Glück gelernt, solche Ambivalenzen oder Herausforderungen zu erkennen.

Ich sehe 200 Jahre Missionsgeschichte wie die Biografie eines Menschen, in der viel Interessantes passiert ist und in der man aus Fehlern lernt. Ich habe in meinen Recherchen gemerkt, dass die Basler Mission sehr stark verkörpert, was man eine «learning organization» nennt. Bei einem runden Geburtstag frage ich aber nicht zuerst: «Wo habe ich in meinem Leben überall versagt? Sondern ich freue mich über alles Gelungene.

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Auch mit medizinischer Hilfe will «Mission 21» Menschen Hoffnung geben.
Das Jubiläumsmotto lautet «200 Jahre unverschämt viel Hoffnung». Warum?
Hoffnung ist ein Schlüsselwort für die Basler Mission: Sie ist selber ein riesiges Hoffnungswerk. Bereits die Gründergeneration hat beharrlich an der Glaubenshoffnung festgehalten, dass das Christentum eine die Welt gestaltende Kraft ist – eine Hoffnung, die für Aussenstehende naiv wirken mag. Doch Paulus schreibt in einem Brief: «Schämt euch des Evangeliums nicht!» Wir sind aufgefordert, in dieser scheinbar verrückten Hoffnung zu handeln. Ich hätte, ehrlich gesagt, 1815 keine Wette abgeschlossen, dass sich diese Hoffnung bewähren würde.

Braucht es Mission heute überhaupt noch?
Bestimmt, es braucht auch heute noch Gesellschaft veränderndes Christentum! Überall auf der Welt gibt es enorme Herausforderungen, wenn man die Werte des Evangeliums ernst nimmt. Da gibt es leider unendlich viele Beispiele, sei es der ausbeuterische Handel mit Rohstoffen oder kriegerische Auseinandersetzungen. Ich wünsche mir Kirchen, die das Weltgeschehen als wichtige Player mitgestalten.

Basel sehe ich aber nicht mehr als Zentrum, von dem aus das Evangelium in die Welt hinausgeht. Heute gibt es überall auf der Welt Zentren des Glaubens. In Europa sieht man Religion eher negativ. Sie gilt als eine Randerscheinung und ist etwas für die Frommen. Dieses Klischee können wir aufbrechen, indem wir von Christinnen und Christen im Weltsüden lernen. Es interessiert mich, was das Christentum mit Menschen in Lateinamerika, Afrika und Asien macht. Ich möchte mich von ihrer Begeisterung und ihren Initiativen anstecken lassen.

Was verbindet das internationale Netzwerk von Mission 21 mit ihrer Basler Mission?
Seit 200 Jahren steht das sich ständig weiter entwickelnde Reich Gottes im Zentrum des Glaubens. Noch immer geht es um die Gestaltung der Welt zu einem besseren, menschlicheren Leben. Das ist eine Konstante, die uns seit der Gründung der Basler Missionsgesellschaft und über die Kontinente hinweg verbindet.

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Datum: 22.10.2014
Autor: Dorothee Adrian
Quelle: Livenet

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