Vom Weinstock lernen

Wie bringt mein Leben Frucht?

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In Johannes 15 spricht Jesus über das Beispiel des Weinstocks und fordert seine Nachfolger dazu auf, viel Frucht zu bringen. Doch wie können Christen im Leben mehr Frucht bringen? Der Weinstock selbst ist das beste Beispiel. Gedanken dazu von Christoph Schalk.

Jesus sagt in Johannes, Kapitel 15: «Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht trägt, schneidet er ab; eine Rebe aber, die Frucht trägt, schneidet er zurück; so reinigt er sie, damit sie noch mehr Frucht hervorbringt.»

Meine Heimatstadt Würzburg liegt im bekannten Weinanbaugebiet Franken. Während meines Studiums habe ich in den Semesterferien als Erntehelfer bei der Weinlese gejobbt. Schon damals ist mir bewusst geworden, dass wir vom Weinstock lernen können, wie wir mehr Frucht bringen durch unser Leben. Folgende Punkte scheinen mir wichtig zu sein:

1. Wir müssen genau wissen, welche Frucht wir wollen

Wer einen Weinstock hat, möchte Weintrauben ernten. Ob er vor allem viele Trauben möchte oder nur wenige, dafür aber qualitativ hochwertige, hängt von der weiteren Verwertung ab: Sollen die Trauben verzehrt werden? Sollen sie zu Wein oder Saft verarbeitet werden? Zu Rosinen? Die besten Eisweintrauben zum Beispiel sind für Traubensaft ungeeignet. Nur wenn der Winzer genau weiss, was sein Ziel ist, kann er auch feststellen, ob seine Weinstöcke in diesem Sinne Frucht gebracht haben. Vom Weinstock können wir lernen, dass wir unser Leben zielorientiert gestalten sollten, wenn wir Frucht bringen wollen. Uns muss klar sein, was genau wir erreichen möchten und wie. Ohne klare Zielvorstellung können wir im Nachhinein zwar alles als «Frucht» deklarieren – biblische Frucht ist das aber noch lange nicht, sondern eher Beliebigkeit.

2. Es braucht konkrete Schritte auf dem Weg zur Frucht

Ja, die Trauben wachsen «von selbst». Da braucht es keine «Schritte», die wir tun müssten. Oder doch? Ein Weinbauer ist jedenfalls das ganze Jahr über damit beschäftigt, sich um seine Reben zu kümmern. Im Winter findet der Rebschnitt statt. Auch müssen die Reben mit Pflanzpfählen unterstützt werden. Vom Frühjahr an bis zur Ernte finden die Laubarbeiten statt. All das dient dem Ziel, genau die Art von Frucht zu gewinnen, die man anstrebt. Hier sehen wir das Zusammenspiel von Aufgaben, die wir umsetzen müssen, damit wir am Ende Frucht sehen, mit Prozessen, die wir nicht direkt beeinflussen können, nämlich dem Wachstum der Reben. Wer Frucht bringen will, muss sich auf das konzentrieren, was er selbst beeinflussen kann.

3. Wenn die Zeit der Ernte da ist, müssen wir die Frucht bewerten

Die Qualität der Weintrauben ist von vielen Faktoren abhängig: von der Lage der Rebflächen, der Rebsorte, dem Klima des aktuellen Jahrgangs, den Pflegearbeiten im Weinberg und dem Zeitpunkt der Weinlese. In Deutschland wird die Qualität des Weins dann von einer Kommission in verdeckter Probe getestet. Dabei werden zunächst die korrekte Farbe, die Klarheit und die Typizität hinsichtlich Rebsorte und Region geprüft. In der Sinnenprüfung der drei Kriterien Geruch, Geschmack und Harmonie muss der Wein weiterhin eine zufriedenstellende Bewertung erhalten, um als Qualitätswein gelten zu dürfen. Nur wer die Frucht beurteilt, weiss dann auch, ob er sein Ziel erreicht hat.

4. Massnahmen ergreifen, damit auch die nächste Ernte mehr Frucht bringt

Wer einmal eine gute Ernte eingebracht hat, kann sich nicht darauf ausruhen. Um auch im nächsten Jahr seine Ziele zu erreichen, muss ein Winzer erneut die Reben zurückschneiden und Massnahmen zur Ertragsregulierung ergreifen. Der Winzer muss auch bewerten, ob die von ihm gewählte Rebsorte dauerhaft zur Lage passt. Die meisten Weingärten gewährleisten Erträge bei hoher Qualität über 25 bis 30 Jahre. Dann ist es an der Zeit, die Anlage zu roden und neu aufzubauen. Wer langfristig seine Ziele erreichen will, muss also immer wieder reflektieren, wie sich die Frucht entwickelt und ob die Rahmenbedingungen noch optimal passen. Kurskorrekturen, ständige Veränderungen und Anpassungen sind notwendig.

Der Autor gehört zur Vineyard Würzburg. Im DACH ist er für den Bereich «Gemeindeentwicklung / NGE» verantwortlich. Zusammen mit Christian A. Schwarz leitet er die internationale Arbeit des Instituts für natürliche Gemeindeentwicklung.

Webseite:
Equipped

Datum: 21.10.2013
Autor: Christoph Schalk
Quelle: Equipped August 2013

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