Sich nicht umbiegen lassen
Mike Pences Anwalt: «Mein Glaube hat mich gehalten»
Im Prozess der Aufarbeitung der Stürmung des Kapitols am 6. Januar vergangenen Jahres gibt Greg Jacob, oberster Anwalt für Mike Pence, den Grund an, warum er und der Vizepräsident sich von Trump nicht manipulieren liessen.
Nur wenige Zeugen haben einen so vernichtenden Beweis für die Unrechtmässigkeit des Komplotts zur Umdeutung der Wahlen 2020 geliefert wie Greg Jacob, der oberste Anwalt des Weissen Hauses für den ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence.
Jacob spielte in den Tagen vor dem Anschlag vom 6. Januar eine entscheidende Rolle, als er Vizepräsident Pence riet, sich nicht auf die Druckkampagne von Präsident Trump einzulassen, um legitime Wahlmännerstimmen für Joseph R. Biden zu streichen. Trump hatte Druck auf Pence ausgeübt, er solle sein Amt als Vizepräsident nutzen, um die Wahlergebnisse im Sinne Trumps darzustellen. Jacob hielt klar fest, dass der Vizepräsident keine rechtliche Befugnis hatte, legitime Wahlergebnisse zu annullieren, auch nicht auf Anordnung des Präsidenten hin. «Das Gesetz ist kein Spielzeug für Präsidenten oder Richter, mit dem sie die Welt nach ihrem Geschmack umgestalten können», hielt Jacob fest.
Wie einst Daniel
In seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss erklärte Greg Jacob, wie er und Pence die kritischen Stunden der Stürmung des Kapitols erlebten. Der Vizepräsident sei an einen sicheren Ort gebracht worden, als die Randalierer das Gebäude stürmten, habe aber das Kapitol nicht verlassen. «Der Vizepräsident wollte nicht das Risiko eingehen, dass die Welt sieht, wie der Vizepräsident der Vereinigten Staaten aus dem Kapitol flieht. Er war fest entschlossen, dass wir die Arbeit, die wir uns an diesem Tag vorgenommen hatten, zu Ende bringen würden, dass es seine verfassungsmässige Pflicht war, sie zu Ende zu führen», sagte Jacob.Er selbst habe in seinem Glauben Halt gefunden, erklärte Jacob. «Ich ging an einen sicheren Ort, nahm meine Bibel raus und las darin. Ich kam zu Daniel 6, wie Daniel der zweitmächtigste Befehlshaber in Babylon wurde, einer heidnischen Nation, der er vollkommen treu dient. Er verweigert einen Befehl des Königs, den er nicht befolgen kann, und er tut seine Pflicht im Einklang mit seinem Schwur gegenüber Gott.» Und weiter: «Und ich hatte das Gefühl, dass sich genau das an diesem Tag abgespielt hat.» Auch der Vizepräsident habe seinen Tag mit einem Gebet begonnen und mit einem Bibelvers beendet, ergänzte Pete Aguilar, Mitglied des Untersuchungsausschusses.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / C-Span / New York Times