Entführt im Irak

Franzose erzählt von 66 Tagen in Gewalt von Islamisten

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Alexandre Goodarzy (Bild: www.ouest-france.fr)
Der Franzose Alexandre Goodarzy reiste längere Zeit für eine Hilfsorganisation in den Irak. Dann fiel er für zwei Monate als Geisel in die Hände militanter Islamisten, als er in Syrien einen christlichen, humanitären Dienst leistete.

Alarmiert durch die schlimmen Nachrichten aus dem Nahen Osten schloss sich der französische Geschichts- und Geografielehrer Alexandre Goodarzy im Jahr 2014 der Hilfsorganisation «SOS Chrétiens d'Orient» in Syrien an. Im Folgejahr reiste er selbst in das Land, um verfolgten Christen zu helfen.

Nachdem er Berichte über die schwindende christliche Bevölkerung in Syrien gehört hatte – die seit Beginn des Bürgerkriegs vor einem Jahrzehnt von rund zwei Millionen auf etwa 700'000 geschrumpft ist –, fühlte sich Goodarzy verpflichtet zu helfen.

«Wir verhindern oder verurteilen nicht diejenigen, die das Land verlassen wollen, aber wir helfen denen, die bleiben wollen», sagt er.

Hilfsgüter gebracht

Mit der Hilfsorganisation brachte er medizinische Ausrüstung, Lebensmittel, warme Kleidung und Hygieneartikel. Ausserdem wurde beim Wiederaufbau von Kirchen, Häusern, Schulen und Krankenhäusern geholfen. Auch wurden Sommerlager für tausende Kinder organisiert, die mehrere Sommer lang nur den Krieg kannten.

Goodarzy erklärt in einem neuen Buch, dass die Strasse von Damaskus nach Aleppo über Hunderte von Kilometern von einer starken dschihadistischen Präsenz der Al Nusra – dem Ableger von Al-Qaida in Syrien – und dem Islamischen Staat gesäumt ist. Die Fahrt mit dem Auto oder Bus dauert mehrere Stunden.

«Ich hatte Angst. Die Wracks von Autos, Bussen und Panzern, die die Strasse säumen, die Reaktion der anderen Passagiere, die in Panik geraten, sobald eine Strassensperre kommt … es ist nicht ungewöhnlich, dass Islamisten sich als Soldaten der syrischen Armee verkleiden, um Passanten anzuhalten, zu erschiessen und zu enthaupten.»

«Ich wusste, dass Gott da ist»

«All das wusste ich und manchmal hatte ich Angst. Aber ich wusste, dass Gott da war. Als wir in Aleppo ankamen, trafen wir all diese vergessenen, vernachlässigten Menschen. Und da wusste ich, dass es dies wert ist. Manchmal müssen wir für Gott Risiken eingehen. Der Rest liegt in seinen Händen.»

18 Monate lang nahm er regelmässig die gefährliche zwölfstündige Busfahrt von Damaskus nach Aleppo auf sich.

Alexnadre Goodarzy wurde später zusammen mit drei anderen Mitarbeitern der Hilfsorganisation während einer Reise nach Bagdad im Januar 2020 entführt und von irakischen Terroristen gefangen gehalten.

«Euer Leben wird hier enden»

Goodarzy sagte, dass die schiitische Miliz, die sie entführt hatte, eine Woche lang Tag und Nacht Korangesänge in einer Endlos-Schleife abspielte, und dass sie manchmal mehr als 24 Stunden lang nichts gegessen hatten – oft teilten sie sich zwei Dosen Thunfisch für vier Personen.

Sie lebten auf dem kalten Boden. Die Gefangenen waren in Decken gehüllt, deren Gestank oft schwerer zu ertragen war als der Boden selbst.

Die Entführer folterten sie psychologisch, sie wurden verspottet und ihnen wurde gesagt, dass sie vergessen sollen, ihre Familie je wieder zu sehen. «Euer Leben wird hier enden», sagte einer der Entführer.

Selbst unter den trostlosesten Umständen half das Gebet Goodarzy, von einem Tag auf den anderen durchzuhalten.

Erst als im März 2020 die weltweite Coronavirus-Pandemie ausbrach, wurden Goodarzy und seine Mitgefangenen befreit. Er kehrte schliesslich zu seiner Frau und seinem Sohn nach Frankreich zurück. Über seine Erlebnisse berichtet er nun im Buch «Kidnapped in Iraq».

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Datum: 17.06.2022
Autor: Ian M. Giatti / Daniel Gerber
Quelle: Christian Post / gekürzte Übersetzung: Livenet

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