24 Jahre Jesus verkörpert

«Das Publikum soll Jesus sehen»

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James Burke-Dunsmore als Jesus-Darsteller bei den Londoner Osterpassionsspielen (Bild: Wintershall Estate)
Fast ein Vierteljahrhundert verkörperte James Burke-Dunsmore bei den Londoner Osterpassionsspielen Jesus Christus. «Das Publikum soll Jesus sehen, nicht mich», sagt der Schauspieler.

Jährlich sehen Zehntausende die Osterpassionsspiele auf dem Londoner Trafalgar Square und die Open-Air-Sommerproduktion «Life of Christ» in Surrey. Vom 21. bis 25. Juni verkörpert James Burke-Dunsmore nun zum letzten Mal Jesus.

Jesus auf diese Weise zu porträtieren, sei anspruchsvoll. James Burke-Dunsmore erinnert sich an die Anfänge: «Ich sass mit anderen Leuten in einem Proberaum, und wir erforschten alle gemeinsam die Evangelien und versuchten herauszufinden, wie wir das alles ins Theater und in ein Medium übertragen können.»

Anfangs geschah dies unbeholfen. «Man hat die Geschichte vielleicht schon tausendmal gelesen, aber sie zum ersten Mal ins Theater zu übertragen, ist ziemlich schwierig. Wir waren also am Anfang sehr blind und unbedarft, und unsere Interpretationen waren ziemlich ignorant, wenn auch unbewusst!»

Geschichte kann Leben verändern

Wenn die Geschichte von Jesus gut erzählt wird, kann sie das Leben verändern, erklärt James Burke-Dunsmore. Auch wenn er sich anfangs unzulänglich fühlte. «Als ich anfing, Jesus zu spielen, wusste ich nicht, wo ich anfangen sollte. Natürlich hatte ich den Text und mein eigenes bescheidenes Verständnis von Jesus, aber ich musste herausfinden: Wie geht er? Wie spricht er? Wie interagiert er mit Menschen?»

Bei einer der ersten Proben starrte er im Toilettenraum des Proberaums in den Spiegel und fragte: «Was tust du da? Wie kommst du darauf, dass du Jesus darstellen kannst?»

Im Schminkraum sass er neben dem Schauspieler, der den reuigen Dieb spielte. «Er war sehr lustig und nahm nicht aus religiösen Gründen an der Produktion teil.»

Anschliessend ging James in die Ankleide. «Als ich mich umdrehte, war der andere Schauspieler so überwältigt, dass er sich an die Wand lehnte, hinunterrutschte, weinte und anfing, mir zu erzählen, dass er böse sei und ich gut! Es hatte ihn so tief berührt, eine Christusfigur so nahe bei ihm stehen zu sehen.»

Jesus, nicht James

Das ermutigte James Burke-Dunsmore. «Denn ich hatte die ganze Zeit Angst, dass die Leute James sehen würden, und ich wollte nicht, dass sie James Burke-Dunsmore sehen, sondern dass sie Jesus sehen. Wir alle kommen mit grossen Erwartungen zu einer Aufführung oder zu einer biblischen Darstellung, und es war wichtig, dass Jesus dem Publikum offenbart wird und dass ich aus dem Weg gehen kann.»

Nicht alle in der Produktion seien jeweils Christen. «Für mich ist es ein Privileg zu sehen, wie Menschen sich zum ersten Mal mit der Heiligen Schrift auseinandersetzen. Man sieht, wie sich die Augen der Menschen weit öffnen, und aus Erfahrung weiss ich, dass sie deshalb stark darauf reagieren, weil sie dachten, sie kennen den Text, aber plötzlich hören sie ihn zum ersten Mal in Form eines gut strukturierten Dialogs und überdenken, was sie zu wissen glaubten.»

Kreuzigung geht nahe

Die ganze Brutalität der Kreuzigung gehe ihm und dem Publikum ebenfalls nahe. James Burke-Dunsmore: «Die emotionale Seite geht einem nahe, weil man von den anderen Schauspielern und Tausenden von Gesichtern im Publikum umgeben ist, die alle auf einen so brutalen, ungerechten Tod reagieren.»

Die Zuschauenden würden dabei den wirklichen Tod von Jesus Christus miterleben: «Es ist, als würden sie Zeuge einer echten Tat und eines echten Todes werden, und ich erlebe das aus erster Hand, von innen nach aussen.»

Das lasse einen nicht unberührt. «Die echte Trauer der Zuschauer mitzuerleben, ist anstrengend und bleibt für immer in Erinnerung. Ich kann mich noch immer an die Gesichter der Menschen im Publikum von vor 20 Jahren erinnern. Eine Frau zum Beispiel – eine völlig Fremde – drückte in dem Moment, als Jesus am Kreuz starb, sehr viel Schmerz, Trauer und Wut aus, und dann enorm viel Freude und Erleichterung über die Auferstehung.»

Zwar habe er schon früher im Stillen gedacht, dass es das letzte Mal sein würde, dies sei nun aber der Fall. «Ich werde aber bei anderen Schauspielen und Theaterstücken, die auf der Bibel basieren, Regie führen, und ich bin derzeit mit dem Casting für einen Schauspieler beschäftigt, der Jesus spielen soll…»

Zum Thema:
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Datum: 10.06.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / gekürzte Übersetzung: Livenet

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