100 Jahre nach Nazi-Spielen

Olympioniken schlagen Spiele 2036 in Berlin und Tel Aviv vor

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Olympische Spiele im Olympiastadion Berlin 1936 (Bild: Wikipedia / CC BY-SA 3.0 de)
Zwei deutsche Sportfunktionäre schlagen vor, die Olympischen Spiele 2036 in Berlin und Tel Aviv durchzuführen. Israels Olympisches Komitee begrüsst den Vorstoss, dass die Spiele in Deutschland stattfinden, bisher äusserte es sich noch nicht über eine Doppel-Ausrichtung Berlin-Tel Aviv.

Bis 2028 sind die Olympischen Spiele vergeben, 2020 (voraussichtlich im Sommer 2021) in Tokio, 2024 lädt Paris und 2028 Los Angeles. Die weiteren Austragungsorte sind noch offen.

Unter anderem bemüht sich Berlin um die Spiele 2036. Dies würde Israels Olympisches Komitee begrüssen, berichtet die «Jüdische Allgemeine». «Die Olympischen Spiele in Berlin abzuhalten, 100 Jahre nach Hitlers Olympischen Spielen 1936, wird uns alle an die dunklen Zeiten erinnern, die wir erfahren haben, und der Welt eine starke Botschaft senden von den Werten, die wir aufrechterhalten müssen», erklärte das Komitee.

Es äusserte sich allerdings nicht über den Vorschlag zweier deutscher Sportfunktionäre, Berlin und Tel Aviv sollten sich gemeinsam um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036 bewerben.

«Zeigen, was sich ändern muss»

Hinter dieser Idee stehen Richard Meng, Präsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft Berlin, sowie Frank Kowalski, Geschäftsführer und Organisationschef der Leichtathletik-EM Berlin 2018. Sie veröffentlichten diesen Gedanken in der «Berliner Morgenpost». 1936 sei ein schwieriges Datum für Deutschland und Berlin. 2036 liesse sich zeigen, was sich geändert hat und noch ändern müsse.

«Warum also nicht 2036 ein völlig neues, ein starkes Signal des Friedens und der Versöhnung setzen? Ein Signal, das die historische Belastung nicht verdrängt, sondern die daraus erwachsende Verantwortung aufgreift?», so die beiden in der «Berliner Morgenpost». Ein solches Signal wäre es, wenn sich Deutschland und Israel gemeinsam bewerben würden, genauer: Berlin und Tel Aviv.

Berlins Innensenator dafür

Berlins Sport- und Innensenator Andreas Geisel gefällt die Idee, berichtet «Die Zeit». Dies wäre, so Geisel, «natürlich ein starkes Zeichen für Frieden und Völkerverständigung – im vollen Bewusstsein unserer schmerzlichen Geschichte und dem scheußlichen Missbrauch der olympischen Idee durch die Nationalsozialisten.»

Tel Aviv und Berlin stünden «für Weltoffenheit, Freiheit und Toleranz. Das sind die Botschaften, die von einer gemeinsamen Bewerbung für Olympische Spiele ausgehen.»

Eher kritisch sieht dies Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland. Er sieht darin eine «krampfhafte Geste». «Ich fürchte, man könnte hier im guten Willen Schaden anrichten», erklärt er im «Spiegel».

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Datum: 28.04.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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