Kirche der Zukunft

Was sollte Gemeinden und Pastoren in 25 Jahren auszeichnen?

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Melanie Meury (links), Dän Zeltner und Nadja Thalmann (Bild: Facebook / Instagram / BewegungPlus)
Im neuen Magazin der BewegungPlus erzählen acht Pastorinnen und Pastoren, wie sie sich die Kirche der Zukunft vorstellen und wie sie diese prägen wollen. Livenet präsentiert hier drei dieser Statements:

Kirche mitten im Leben

Im Alltag begegnen wir immer wieder Menschen, die mit uns im Quartier leben. Jedoch kennen wir diese oft nicht, weil sie anonym bleiben wollen – zumindest in der Stadt. So bleiben sie mit ihren Nöten allein.

Im Lukasevangelium vergleicht Jesus das Reich Gottes mit einem Senfbaum und mit einem Sauerteig. Die Gemeinde ist wie ein Senfbaum, zu dem Vögel kommen können, um zu nisten, zu wachsen und zu gedeihen. Gleichzeitig ist die Gemeinde wie ein Sauerteig. Sie geht zu den Menschen hin, ist mit ihnen in ihrem Umfeld unterwegs und teilt das Leben mit allem, was es beinhaltet.

Das ist nicht einfach, aber möglich. Wir können durch Projekte oder Vereine Orte schaffen, an denen sich Menschen aus der Gemeinde und Kirchenferne begegnen können. Aus Begegnung wird mit der Zeit Freundschaft. Die Kirche der Zukunft steht mit beiden Beinen mitten im Leben der Menschen und zeigt da auf die Hoffnung, die wir in Jesus haben.

Melanie Meury ist Jugendpastorin in der BewegungPlus Basel

Der Jobbeschrieb eines Pastors im Jahr 2046

Sollte es beim Rentenalter 65 bleiben, sähe in 25 Jahren der Jobbeschrieb meines Nachfolgers so aus:

  • Vertrauen: Deine Persönlichkeit und dein Leitungsstil schaffen ein hohes Mass an Vertrauen und Abenteuerlust. Wir wollen keinen Schäflihüter-Pastor, sondern jemanden, der unsere Herde stets in Bewegung hält und auf grüne Auen führt.

  • Veränderung: Das Leben ist dynamisch. Deine Sicherheit liegt in Jesus und nicht in deiner Rolle, deinem Gehalt, deinem Wohnsitz oder deinen Vorlieben. Im Gemeindeleben ist Veränderung Kultur und nichts Aussergewöhnliches, das an einer GV abgehandelt wird.

  • Verantwortung: Diese Kirche braucht keinen Theologiestudenten mit Masterabschluss. Wir suchen einen Bibel-Freak, leidenschaftlichen Anbeter und Entrepreneur, der seine Ergänzungsbedürftigkeit anerkennt, aber trotzdem den Mut hat, die Verantwortung im Team zu übernehmen.

  • Vision: Mit deinen kreativen und kommunikativen Fähigkeiten schaffst du es, der Gemeinde das Bild der Zukunft so zu vermitteln, als würden wir bereits heute darin leben. Du bist aber kein Träumer, sondern ein geduldiger Vorreiter.

  • Vaterschaft: Mache dich überflüssig! Die Aufgaben, die du momentan erledigst, sind die Berufungen von vielen in deiner Kirche. Du trainierst und begleitest sie, damit sie in ihren Gaben aufblühen und in der Verantwortung wachsen. Das Zeitfenster für deinen Dienst ist beschränkt – erhalte also nicht den Status Quo, sondern investiere dich in die Menschen, die jetzt da sind!

  • Vakuum: Wir fokussieren uns auf das Reich Gottes und nehmen als Gemeinde deshalb dauernd Land ein. Wir füllen keine Lücken, sondern kreieren sie. Bei uns fehlt es absichtlich immer an Ressourcen. Dieses Spannungsfeld musst du als Pastor nicht nur ertragen, sondern vielmehr ständig neu schaffen.

  • Verzicht: In deiner Rolle als Pastor lebst du dienende Leiterschaft. Bei uns bekommst du keine Position, sondern das Privileg, ein hingegebener Nachfolger von Jesus zu sein, der sein Leben verliert, damit du, deine Familie, die Gemeindeglieder und die kommenden Generationen es gewinnen.

Dän Zeltner ist Pastor der Equippers BewegungPlus Zürich und Mitglied im Vorstand der BewegungPlus Schweiz

Eine authentische Kirche

«Wir werden jünger» lautet einer der fünf Werte unserer Bewegung. Deshalb müssen wir die Frage nach der Kirche der Zukunft unbedingt von diesem Wert aus denken. Doch wie tickt denn die Generation der Zukunft? Woran orientieren sich junge Menschen unserer Zeit? Was ist für sie bedeutend – und was nicht (mehr)?

«Ist es echt, ist es authentisch?» – Das ist in zunehmendem Mass eine der zentralen Fragen der jungen Generation. Während die Frage, ob etwas wahr oder richtig ist, mehr und mehr in den Hintergrund rückt, gewinnt die Frage nach der Authentizität substantiell an Gewicht und Relevanz. Diese massive Werteverschiebung hat zur Folge, dass sich immer mehr junge Menschen statt «Mache ich es richtig?» vielmehr fragen: «Bin ich richtig? Bin ich wirklich richtig, so wie ich bin, und gehöre ich dazu?»

Lasst uns als BewegungPlus die Chance unserer Zeit mit ihren neuen existentiell tiefgehenden Fragen sehen. Denn einer Kirche, die in dem, was sie verkündet und lebt, wirklich echt und authentisch ist, und einer Kirche, die auf vielseitige Weise Menschen jeglicher Herkunft Annahme und Zugehörigkeit ermöglicht – dieser Kirche will ich von Herzen gerne angehören. Eine solche Kirche wird definitiv auch in Zukunft ein Ort voller Leidenschaft, Leben, Glauben und Hoffnung sein. Packen wir es zusammen an und werden gemeinsam jünger!

Nadja Thalmann ist Pastorin der BewegungPlus Winterthur und Mitglied im Vorstand der BewegungPlus Schweiz

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Datum: 23.09.2021
Quelle: BewegungPlus Magazin

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