Gemeinschaft der Versöhnung

Einsatz für Holocaustüberlebende und muslimische Migranten

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Ephraim Rebiai mit seiner Familie (Bild: zVg)
Muslime und Juden erreichen – dies ist das Herzensanliegen der Gemeinschaft der Versöhnung (GDV). Im Interview mit Livenet gibt Ephraim Rebiai (operativer Leiter der Gemeinschaft) einen Einblick in die veränderungsvolle Arbeit des Werks.

Ephraim Rebiai, was macht die GDV gegenwärtig?
Ephraim Rebiai:
Zu den aktuelleren Projekten der GDV gehört unser Engagement unter ukrainischen Flüchtlingen in Frankreich. Wir stellen Teile unseres Seminarzentrums in Südfrankreich als Notunterkunft zur Verfügung. In Strassburg begleiten wir verletzte ukrainische Soldaten im Spital. In Israel geht die Direkthilfe für bedürftige Einwanderer und Holocaustüberlebende weiter, unsere Mitarbeiter verteilen Hilfsgüter wie Kleider und Nahrung in Zusammenarbeit mit lokalen Sozialzentren. Daneben führen wir jedes Jahr Weihnachtsfeierlichkeiten für mehrere Tausend Schulkinder durch.

Im Seminarzentrum Mühle führen wir ein breitgefächertes Angebot an Freizeiten durch: für Jugendliche aus muslimischen Migrantenquartieren, für jüdische Kinder – in Zusammenarbeit mit einem jüdischen Verein –, ein Pfadfinderjubiläum, ein Alphakurswochenende – gemeinsam ist allen Anlässen, dass die Teilnehmer in Berührung mit der Guten Nachricht kommen. Das Hauptgeschäft der GDV bleibt die Verbreitung der Guten Nachricht unter Juden und Muslimen, von Mensch zu Mensch. In jedem Einsatzgebiet investieren unsere Mitarbeiter sich in diese Aufgabe.

Was sind im Moment die grössten Herausforderungen bei der GDV-Arbeit und was bereitet aktuell besondere Freude?
Unser Engagement an ukrainischen Flüchtlingen ist eine Reaktion auf den bewaffneten Konflikt in diesem Gebiet. Wir verstehen es als Umsetzung christlicher Nächstenliebe, im Rahmen unserer Möglichkeiten. Im Erzählen der Guten Nachricht erleben wir eine wachsende Offenheit und ein Interesse an Jesus. Verschiedene Freunde der GDV wünschen sich in dieser Krisenzeit Gottes Beistand.

Die Möglichkeit, Jesus in der Weihnachtszeit Tausenden von Kindern und Erwachsenen bezeugen zu können, ist eine Freude. Dabei erleben wir, dass Jesus vermehrt, was wir an Kraft, Sprachkenntnissen und Möglichkeiten zur Verfügung haben. Zu sehen, wie Gott auf Glauben und Bereitschaft antwortet, ist sehr ermutigend.

Die wachsenden Spannungen führen insgesamt gesehen zu einem Spendenrückgang, die Zukunfts- und Existenzängste bringen viele unserer Unterstützer dazu, ihren Besitz anderswo zu investieren. Auch scheint die Bereitschaft in der Gemeinde zu schrumpfen, um in Jesu Willen die eigene Heimat zu verlassen, wir haben weniger Bewerbungen als in früheren Jahren. Die gute Nachricht zu bezeugen ist eine Arbeit, die von Herz zu Herz geht. Oft ist mehr als eine Begegnung nötig, um einen Menschen dahin zu begleiten, dass er sein Herz ganz für Jesus öffnet. Auch kann es oft eine zermürbende Angelegenheit sein. Wie Jesus sagt: «Ich stehe vor der Tür und klopfe an», so klopft auch der Evangelist immer wieder an die Türen der Herzen. Nicht immer wird freundlich geöffnet. Viele Menschen haben noch nie etwas von Jesus gehört. Viele Türen sind offen. Christen aber, die sich zu einem längeren Engagement verpflichten möchten, gibt es nur wenige. So ist es denn eine dauernde Herausforderung, dass wir nicht nur Menschen für Jesus, sondern auch Arbeiter für sein Erntefeld gewinnen können.

Können Sie ein, zwei Lebensgeschichten mit uns teilen, bei denen Menschen durch die Arbeit von GDV verändert worden sind?
David (Name geändert) ist ein Israeli, ein Jude. Als junger Mann hat er nach dem Sinn des Lebens gesucht. Vor allem in östlicher Philosophie und dem Versuch, das Alte Testament als Leitfaden zur Selbstfindung zu nutzen. Wir sind ihm auf der Strasse begegnet und haben ihn angesprochen. Er fand unsere Denkweise interessant, wir haben ihn für eine weitere Diskussion zu uns nach Hause eingeladen. Jesus war ein rotes Tuch für ihn, klar der Zerstörer der jüdischen Identität. Nach und nach hat er jedoch sein Herz geöffnet und er wurde zu einem feurigen Jünger Jesu. Seit über 15 Jahren dient er als Vollzeiter in einer messianischen Gemeinde und ist aus Überzeugung nach dem Vorbild des Paulus ledig geblieben.

Ahmed (Name geändert) ist heute Familienvater. Er ist Palästinenser und wohnt in der Altstadt von Jerusalem. Er ist mehrheitlich auf der Strasse aufgewachsen, zuhause wurde er vor allem geschlagen. Seine Familie ist für Schwierigkeiten stadtbekannt. Seit er fünf Jahre alt war, kam er in unsere Kinderstunde in der Jerusalemer Altstadt. Er war ein schwieriger Junge, der immer zu stören und zu schlagen versuchte. Aber jede Woche hörte er von der Liebe Jesu. Und er lud Jesus in sein Herz ein. Als junger Mann kam er ins Gefängnis, Demonstranten kollidierten mit der Polizei, er war mittendrin. Wir haben länger nichts mehr von ihm gehört. Aber plötzlich tauchte er wieder auf. Er hat inzwischen geheiratet, hat eigene Kinder und schickt sie in unsere Kinderstunde. Ahmed hat seine Liebe zu Jesus durch alle Stürme des Lebens hindurch tief in seinem Herzen bewahrt.

Gibt es neue Projekte, die bei GDV anstehen?
Unsere Arbeit ist langfristig aufgebaut, da das Verbreiten der guten Nachricht Beziehungsarbeit ist. Gerade dieses Jahr haben wir ein neues Projekt in Strassburg lanciert. Dies bauen wir weiter aus. In Jerusalem werden wir an mehreren Schulen Osterfeierlichkeiten und Einsätze in Sommercamps durchführen. Im Sommer findet ein Einsatz statt, bei dem wir interessierten jungen Menschen einen Einblick in die Mission geben möchten. In Frankreich möchten wir vermehrt in die Gefängnisarbeit investieren. In Südfrankreich werden wir Kinderclubs und Sommercamps für Menschen aus unseren Zielgebieten ausbauen.

Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Jesus ist der einzige Weg zum Leben. Ich kenne Jesus, er ist mein Freund. So möchte ich nun alles daran setzen, dass andere Menschen Jesus auch kennenlernen. Denn die andern Menschen sind die verlorenen Kinder meines Freundes. Wie könnte ich, der ich den Weg zum Leben kenne, dies andern Menschen vorenthalten?

Im Leben geht es nicht darum, dass ich mich selbst entfalte, sondern Jesus nachfolge und tue, was er getan hat. Ich erlebe dabei, dass für Jesus nichts unmöglich ist. Jesus braucht nicht vor allem meine Stärken und Gaben, er braucht mein williges Herz. Dann vermehrt er, was wir bringen, so wie er das Brot für die 5'000 vermehrt hat. Was für eine Freude, wenn ein verlorenes Kind Gottes zu ihm heimkehrt und sein Herz für ihn öffnet!

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Datum: 25.12.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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