Brisante Frage

Ist Glaube nur etwas für Denkfaule?


Glauben scheint bequemer zu sein als nachzudenken. Und hatte nicht schon Jesus sein Team aus überwiegend einfachen und ungebildeten Leuten zusammengestellt?


Schliessen sich Glauben und Denken aus? Nein, sondern sie haben ganz unterschiedliche Fragestellungen. Ein Wissenschaftler kann mit seinen Methoden kaum eine Antwort geben auf Fragen zu Schönheit, zu Liebe, Kunst oder Sinn. Diese Fragen sind existentieller; an die kommt er einfach nicht ran mit seinen Instrumenten.

Vorschuss gewähren

Wer behauptet, dass Glauben das Gegenteil von Denken und Wissen ist, liegt falsch. Mit Glauben ist nicht in erster Linie das Gegenteil von Wissen gemeint im Sinn von «nicht genau wissen» oder «noch nicht bewiesen», sondern er meint zuallererst ein Vertrauen, den Mut weiterzugehen, als «unverrückbare Beweise» tragen können.

Ja, man lässt sich auf etwas ein, das man nicht vollständig überblicken kann. Aber das ist darum nicht unbedingt unlogisch ist, sondern es geht um eine Beziehung. Die kann nur eingehen, wer dem anderen einen Vorschuss von Vertrauen gibt. Jede Freundschaft, jede Partnerschaft, lebt von Glauben, das heisst von einem aus guten Gründen gefassten Zutrauen in den anderen.

«Geistlich arm»

Aber wie ist das nun gemeint, wenn Jesus die Menschen beglückwünscht, der «geistlich arm» ist? Theologen schreiben, es geht hier Jesus nicht um dumme, sondern um abhängige Menschen. Den Unfreien will Gott begegnen, zu ihnen will er Kontakt haben – ihnen gehört die Zusage von einem neuen Leben.

Es gab und gibt unzählige gläubige Forscher und Wissenschaftler, Menschen, die mit ihrem Verstand arbeiten und zugleich an einen Gott glauben, den sie nicht auf ein Foto bannen oder durch ein Experiment im Reagenzglas beweisen können.

Trotz Zweifel glauben

Glauben heisst, mit der Wirklichkeit Gottes rechnen. Es geht nicht darum, etwas wiederzugeben, das man auswendig gelernt hat, also nur um ein formales Bekenntnis. Glaube ist etwas sehr Aktives. Sein Leben in die Hände von Jesus legen, das heisst, einen Schritt in ein Land wagen, das man noch nicht kennt. Und zwar ohne dass dieser Glaube «vollkommen» und «über jeden Zweifel erhaben» sein wäre oder je sein könnte.

So konnte der Vater eines kranken und besessenen Sohnes zu Jesus sagen. «Ich glaube, hilf meinem Unglauben!» Oder in einer anderen Übersetzung: «Ich vertraue dir – hilf mir gegen meine Zweifel.»  (Die Bibel, Markus-Evangelium, Kapitel 9, Vers 24). So ein Vertrauensschritt gegenüber Jessu bringt neue Kraft und neues Leben, jedem Menschen.

Man kann das auch als eine Zumutung anschauen, schon möglich. Es ist nun einmal so, dass man erst auf das Wagnis des Glaubens hin wirkliche Erfahrungen macht, die einem dann zeigen, dass es doch nicht «blosser Glaube» war.

Menschenweisheit – Gottes Weisheit

Der gelehrte Paulus schreibt Folgendes über den Glauben: „Denn euer Glaube sollte sich nicht auf Menschenweisheit gründen, sondern auf Gottes rettende Kraft… Die Weisheit, die wir verkünden, ist Gottes Weisheit. Sie bleibt ein Geheimnis und vor den Augen der Welt verborgen. Und doch hat Gott, noch ehe er die Welt schuf, beschlossen, uns an seiner Weisheit und Herrlichkeit teilhaben zu lassen …»

Und weiter: «Der Mensch kann mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht erfassen, was Gottes Geist sagt. Für ihn ist das alles Unsinn, denn Gottes Geheimnisse erschliessen sich nur durch Gottes Geist.» (Die Bibel. Erster Brief an die Korinther, Kapitel 2, Vers 5, 7 und 14)


Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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