Bischöfin Wenner: Glauben heisst getragen sein und beauftragt werden

Ausserhalb der Vereinigten Staaten ist sie die einzige methodistische Bischöfin: Rosemarie Wenner. Seit April 2005 leitet sie die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland (EmK). Sie wurde mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt und ist zunächst bis 2009 Bischöfin der zweitgrössten Freikirche in Deutschland.


Rosemarie Wenner.

Frauen sind in vielen Freikirchen, das gilt auch für die EmK, nicht oder kaum in Leitungsfunktionen anzutreffen. Für Rosemarie Wenner selbst war die Wahl zur Bischöfin die Fortsetzung ihres Weges als Pastorin und als Superintendentin ihrer Kirche in Frankfurt. Dass sie als Frau in der EmK damit einen ungewöhnlichen Weg gegangen ist, weiss sie, und während ihrer Ausbildung zur Pastorin habe es praktisch keine weiblichen Vorbilder gegeben.

Wer sie darauf anspricht, begegnet einer Frau, die nicht verbissen für die Stellung der Frau eintritt, sondern jemand, der in seiner Kirche lange gedient hat und für den der Schritt zur Bischöfin zwar nicht selbstverständlich, aber auch nicht die Frucht ihres Ehrgeizes ist oder einen Beweis für die Modernität ihrer Kirche darstellt.

Ganz entspannt kann sie zu dem Thema feststellen: "Mittlerweile ist der Dienst der Frauen auf allen Ebenen anerkannt und weitgehend selbstverständlich geworden, das zeigt ja auch meine Wahl." Den Gläubigen ihre Kirche, die sich schwer damit tun, begegnet sie warmherzig, ja geradezu verständnisvoll.

Konzentration und Werbung für den Glauben

Rosemarie Wenner ist dennoch keine Frau der Defensive oder die sich bange machen lässt. Auch wenn sie darum weiss, dass die EmK in Deutschland Gläubige verliert, sind die notwendigen Einsparungen oder die Zusammenlegung von Gemeinden, für sie nur die eine gebotene Antwort. Zugleich unterstützt sie den missionarischen Gemeindeaufbau. Es sei ihre Aufgabe in Gemeinden Neuanfänge und in ihrer Kirche Gemeindegründungen zu ermöglichen, also missionarisches Engagement zu stärken.

Das reiche von einladenden Gottesdiensten bis hin zu sozial-diakonischen Angeboten. Dass sich seit einigen Jahren die Jugendbewegung "JAT" in der methodistischen Kirche ausbreitet, wo junge Menschen für einige Tage zusammenkommen, offene Abende vorbereiten, zusammen beten und Freizeit verbringen - ist für sie ein "Hoffnungszeichen" in ihrer Kirche.

Da kommt die junge Frau durch, die selbst viele Jahre in der Kinder-, Jungschar- und der Jugendarbeit ihrer Gemeinde engagiert war und so in den Kirchendienst hineinwuchs. Trotzdem war die Berufswahl "Pastorin" für sie alles andere als zwingend. Für kurze Zeit begann sie mit einer Ausbildung zur Lehrerin. Sie wünschte sich ein besonderes Berufungserlebnis; sie habe ihre Berufung nicht als einzelnes Erlebnis erfahren, sondern als einen Weg, der sich aus vielen Steinen zusammensetze.

Auch als ausgebildete Theologin und Bischöfin, weiss sie den Kern des christlichen Glaubens in einfachen - leicht verständlichen Worten - auszudrücken: "Glauben heisst für mich: Getragen sein und beauftragt werden." "Durch den Glauben an Jesus bekomme ich eine Perspektive, die durch Höhen und Tiefen durchträgt. Und egal, was ich tue, weiss ich, das ich von Gott geschaffen und geliebt bin und dass er mit mir etwas vorhat."

Darauf angesprochen, vor welchen Herausforderungen die christlichen Kirchen in Deutschland stehen, spricht Bischöfin Wenner Klartext: "Wir sind als Christen gerufen, unser Profil offener zu zeigen, nicht im Sinne von Zukunftssicherung oder dass wir Einfluss wieder zurückgewinnen, sondern um der Welt willen, die Gottes ist und um der Menschen willen, die Gottes Geschöpfe sind."


Autor: Norbert Abt
Quelle: Jesus.ch

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