50 Jahre Christuszentrum Zürich
Jubiläumsgäste feiern das Erbe von Pfarrer Sieber
Vor 50 Jahren hat Pfarrer Ernst Sieber in Zürich-Altstetten das Christuszentrum gegründet. Am Jubiläumswochenende gedachten die Gäste dem Gründer, boten einen Nachmittag der offenen Türe und ein Jubiläumsfest mit einem Festgottesdienst.
Pfarrer Sieber hat dem Christuszentrum vor seinem Tod im Jahr 2018 noch folgende Zeilen geschrieben: «Ihr wisst, dass ich zum Christuszentrum über meine Zeit hinaus Wachgefühle, Hoffnung und Bewunderung empfinde. Es ist ein Gottesgeschenk. Ich wünsche euch für die Arbeit und eure besondere Gemeinschaft Gottes Segen.»
Am Jubiläum zitierte Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Mario Fehr aus der Bibel aus den Sprüchen Salomos: «Wer anderen Gutes tut, dem geht es selber gut; wer anderen hilft, dem wird geholfen.» Das Christuszentrum sei eine vorbildliche Organisation, die mitten im Leben steht und Menschen hilft, die mitten im Leben stehen. Es sei auch wichtig, Kirchen zu unterstützen, weil sie durch ihre Funktion und Rolle in der Gesellschaft weiterhin bedeutend sind.
Staat und Geld allein kann es nicht richten
«Der Staat kann nicht lieben. Eine Präsenz auf emotionaler Ebene ist vom Bürostuhl in der Verwaltung nicht möglich», erklärte alt Stadträtin Monika Stocker. Daher seien Institutionen wie die Sozialbetriebe Christuszentrum so wichtig.
Seit 50 Jahren finden Menschen mit psychischen, physischen und kognitiven Beeinträchtigungen ungeachtet ihrer Religion, Herkunft oder ihres Geschlechts professionelle Hilfe. Mit über 80 Mitarbeitenden werden fast 140 Personen in Wohn-, Arbeits- und Begegnungsbereichen in Zürich-Altstetten beschäftigt und betreut. Pfarrer Sieber ist bei Monika Stocker öfters im Büro mit Rechnungen in der Hand aufgetaucht und habe gesagt: «Schwester Monika, das wird jetzt gezahlt.»
An diesem Jubiläum werde etwas gefeiert, das es in Zürich eigentlich gar nicht gibt, so Monika Stocker weiter. In einer reichen Stadt mit höchster Lebensqualität werde die Realität von Benachteiligten rasch vergessen.
Innovation von Pfr. Ernst Sieber
Die sozialtherapeutische Institution wurde 1972 von Pfarrer Ernst Sieber als «Verein Christuszentrum der Zürcher Jugend» gegründet. Sein Ziel war es, den aufkommenden Jugendproblemen und der gesellschaftlichen Not in der Stadt Zürich entgegenzuwirken. Junge Menschen mit sozialen Problemen sollten einen Zufluchtsort erhalten, wo sie mit Gottes Hilfe zu innerer und äusserer Stabilität finden konnten.
Aus dem Unterschlupf der 1970er Jahre wurde eine anerkannte Institution mit verschiedenen Wohneinheiten, Arbeitsplätzen und Ausbildungsangeboten. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen finden hier ein erfahrenes und professionell geschultes Team, das auffängt, begleitet und weiterhilft.
Wie in den Gründungsjahren basiert der unabhängige Verein auf einer christlichen Werteethik. Der Verein ist von der Eidgenössischen Invalidenversicherung anerkannt und wird von der Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich subventioniert und auditiert.
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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Christuszentrum