Gemeindegründung Deutschland
Das Geheimnis von 1'000 neuen Hausgemeinden
Auf der ganzen Welt entstehen fast täglich neue Hausgemeinden (Livenet berichtete). Eines der Gründungsnetzwerke, Hoffnung Deutschland, hat innerhalb von 20 Jahren etwa 1'000 Hausgemeinden gegründet, was für Europa sehr beachtlich ist.
Als Joel News mit Marcus Rose, dem Gründer von Hoffnung Deutschland aus Berlin, über die Anzahl der Hausgemeinden in diesem Netzwerk sprach, antwortete er: «Die 500 haben wir irgendwann im Jahr 2017 überschritten. Danach haben wir aufgehört zu zählen.» Was ebenfalls hervorsticht ist die Tatsache, dass die meisten Personen in diesen Hausgemeinden neue Christen sind. Auf die Frage, wodurch dieses bemerkenswerte Wachstum ausgelöst wurde, meinte Rose trocken: «Es gibt viele Gründe. Ein Grund, den ich normalerweise nenne, ist, dass wir einfach nie aufgehört haben, die kleinen Dinge zu tun.»
In einem Podcast (auf Englisch) über Mission legte er Folgendes dar: «Ich wundere mich jedes Mal, warum mich die Leute fragen: 'Was ist das Geheimnis des Wachstums in deinem Umfeld?' Ich würde sagen: Das Wichtigste ist wahrscheinlich, dass ich mir diese Frage selbst niemals stelle! Ich betrachte das Wachstum im Leben des Einzelnen als notwendige Grundlage für das Wachstum von Gemeinden. In 1. Johannes Kapitel 2, Verse 12-14 wird das Werk, das in einem Christen geschieht, mit einem neugeborenen Baby verglichen, das zu einem Vater mit eigenen Kindern heranwächst. Um dies zu erreichen, muss man das Böse überwinden, indem man so stark in Christus, Seinem Wort und dem Heiligen Geist ist, dass wir die Antworten für unser Leben nicht länger in der Welt suchen.»
«Kirche hat Kraft zur Transformation»
«Es ist ein permanenter Prozess, Menschen zu ermutigen, auf dem richtigen Weg zu bleiben und dies gemeinsam zu tun. Sie müssen motiviert werden, ihre Zeit, ihre Gaben und ihre finanziellen Ressourcen einzusetzen. Der wichtigste Teil von Leiterschaft ist vor allem zu beobachten: Was bekommen die Menschen bereits von Gott, und wie können wir Menschen miteinander verknüpfen, die eine ähnliche Vision haben?»
In einem anderen Podcast (auf Englisch) erzählt Rose seine eigene Lebensgeschichte – wie er im kommunistischen Ostdeutschland aufwuchs und im Alter von 15 Jahren eine persönliche Begegnung mit Christus hatte. Als 1989 die Mauer fiel, trat er in Kontakt mit Schulen, obwohl er selbst noch ein Teenager war, um sie zu fragen, ob sie Interesse daran hätten, die Lektionen über den Kommunismus im Lehrplan mit der Lehre von Jesus zu ersetzen. Dies öffnete viele Türen und 30 Hausgemeinden wurden gegründet.
Später, als Rose sich in Thailand befand, wo er wie Jona auf der Flucht vor seiner Berufung war, entdeckte er, dass Kirchen «die progressivsten Institutionen eines Land sind. Sie haben die Kraft zur Transformation, weil sie Prostituierte und Millionäre zu einem neuen Volk in Christus machen können.»
Keine Formel, nur Verknüpfung
Um die Jahrtausendwende zog er zurück nach Deutschland. Er hatte von Gott die explizite Anweisung erhalten, nicht in der christlichen Szene zu wirken, sondern ausserhalb des Blickfeldes der Kirche zu arbeiten, indem er Verbindung zu Nichtchristen aufnahm und sie in den Wegen von Christus lehrte. Dies war eine Herausforderung, weil Ostdeutschland kulturell atheistisch und nahezu immun gegenüber dem Evangelium war.
In den ersten drei Monaten in Berlin erhielt Rose eine Starthilfe von Gott durch einige junge Menschen, die sich taufen liessen. «Es gab keine Formel. Ich habe einfach Menschen miteinander verknüpft, denen ich begegnet bin und die ein echtes Interesse zeigten. Ich sagte ihnen, sie müssten nach Berlin kommen, um eine Gemeinde zu gründen, und wenn sie offen dafür waren, vertiefte ich die Beziehung, schrieb mir ihre Nummer auf und ging ihnen weiter nach.»
90-Minuten-Regionen
Sehr schnell verbreitete sich das Netzwerk in mehreren anderen Städten in Deutschland. Rose verkündete von Anfang an, dass es seine Vision sei, in jeder Region und Subkultur Gemeinden zu gründen und dass Gott 10'000 Missionare aus Deutschland heraus erwecken und senden möge.
Seit 2010 hat sich das Netzwerk zu etwas entwickelt, was Rose als «ein apostolisches Muster» bezeichnet. Es dient als Katalysator für diverse Entwicklungen. «Gott hatte uns angewiesen, Deutschland in 90-Minuten-Regionen einzuteilen. Der Gedanke dahinter war, dass ein Deutscher am Samstag in sein Auto oder in den Zug steigen und 90 Minuten an einen anderen Ort fahren kann. Dort kann er an einem Einsatz teilnehmen, als Mentor anderen Menschen dienen, etwas organisieren, für Kranke beten, Sport treiben oder einen Familienausflug machen. Dies ist etwas, das sich Menschen zutrauen, es fühlt sich für sie sehr natürlich an.»
«Wir fragen ständig Gott, was er von uns möchte»
Rose half neuen Christen ausserdem, sich auf das konzentrieren, was er «Die drei Schritte des geistlichen Planens» nennt, wie er in einem dritten Podcast (ebenfalls auf Englisch) erklärte:
1. Frage Gott: Welche Eigenschaften will er in deinem Leben etablieren und was will er durch dein Leben in der Welt um dich herum erreichen?
2. Wenn du Gewissheit darüber hast, dann frage Gott, wie viel von deinen Ressourcen (Zeit, Geld) du dafür investieren sollst.
3. Frage ihn anschliessend, in welchem speziellen Projekt du dich investieren sollst.
«Dadurch entsteht eine Atmosphäre, in der sich die Menschen permanent fragen, was Gott von ihnen möchte. Es geht nicht um das, was die Kirche von ihnen erwartet oder was andere von ihnen haben wollen, sondern um das, was Gott sagt.»
Neue Christen mit einer apostolischen Begabung erhalten ein persönliches Coaching, um selbst ähnliche Prozesse in anderen Regionen und Ländern zu starten. Auf diese Weise findet Multiplikation statt. Roses Vision für die nächsten Jahre ist, 100 apostolische Teams zu gründen und zu unterstützen, wobei jedes Team einzigartige Gaben und eine einzigartige Zielsetzung hat. Jedes Team kann wiederum 100 Hausgemeinden unterstützen und dadurch Menschen erreichen, die Rose und seine apostolischen Mitarbeiter niemals selbst erreichen könnten.
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Quelle: Joel News